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TARGET - Rüdiger Nehberg

Islam ächtet Mädchenverstümmelung
Nehbergs Gelehrten-Konferenz von Kairo endet mit wegweisendem Resultat

Rausdorf (ots)

Zwei Tage lang diskutierten am 22. und 23.
November internationale Gelehrte und Mediziner von höchster Kompetenz
in der Azhar-Universität zu Kairo über das heikle Thema der 
Genitalverstümmelung bei Mädchen. Zu den Wissenschaftlern zählten 
Autoritäten wie der Großsheikh der Azhar, Prof. Tantawi, der 
ägyptische Religionsminister Prof. Zakzouk und Sheikh Qaradawi aus 
Qatar. Weitere Teilnehmer kamen aus Europa, Asien und Afrika. Der 
Großmufti von Al Azhar, Prof. Ali Goma'a, hatte die Schirmherrschaft 
übernommen. Eingeladen hatte Rüdiger Nehbergs 
Menschenrechtsorganisation TARGET. Das Resultat: "Weibliche 
Genitalverstümmelung ist ein strafbares Verbrechen und verstößt gegen
die höchsten Werte des Islam." Damit werden Milionen Mädchen 
geschützt.
Ort und Teilnehmer hätten nicht besser gewählt sein können. Die 
Azhar gilt als das "Mekka der Gelehrten". Der Großmufti ist ihre 
höchste Instanz für die Erstellung verbindlicher Rechtsgutachten. 
Seine Entscheidungen gelten weltweit für Muslime als 
richtungsweisend. Bei der zwei Tage währenden Diskussion ging es vor 
allem um die Klärung zweier grundsätzlicher Fragen. Gibt es in den 
Heiligen Schriften eine verbindliche Aufforderung des Propheten 
Mädchen zu verstümmeln? Dazu äußerten sich die Gelehrten. Sie waren 
sich bald einig, dass alle diesbezüglichen Überlieferungen als 
"schwach", das heißt unglaubwürdig, einzustufen sind, weil sie dem 
Koran und der Ethik des Islam widersprechen. Es wurde mit 
überraschender Offenheit gesprochen. Imam Tarafa Baghajati aus 
Österreich legte das Recht der Frau auf eine erfüllte Sexualität dar.
Schwieriger war die Klärung der Frage, ob wirklich sämtliche 
Formen der Verstümmelung weiblicher Genitalien als körperschädigend 
eingestuft werden können. Getreu dem Gebot des Koran: "Im 
Zweifelsfalle befragt die Fachleute", waren dazu fünf Mediziner 
eingeladen, Experten aus Ägypten, Äthiopien und Deutschland. Aus 
Berlin sprach Prof. Kentenich vom DRK-Krankenhaus. Auf medizinische 
Beurteilungen hatte vor allem Sheikh Qaradawi gesteigerten Wert 
gelegt.
Da Männer selten Augenzeuge der Verstümmelungen sind, wird das 
Kappen der Klitoris oft als positive "Veredelung" gewertet, 
vergleichbar mit der Beschneidung des Mannes. Das dem absolut nicht 
so ist, machten die Darlegungen der Mediziner unmissverständlich 
klar. Dr. Lukman, Gynäkologe und Chirurg aus Addis Abeba, verglich 
die Entfernung der Klitoris mit dem Abtrennen der Eichel des Mannes, 
die Pharaonische Verstümmelung gar mit dem Abhacken des gesamten 
Penis. Prof. Kentenich zählte die unsäglichen Begleiterscheinungen 
auf, die Verstümmelungen nach sich ziehen. Von lebenslangen Schmerzen
und Traumata war die Rede, von Tod durch Verbluten und Schock. Die 
ägyptischen Ärzte sprachen von schwerem Raub des weiblichen 
Gefühlszentrums, der Seele und der Würde. TARGET zeigte einen 
Zwei-Minuten-Film, der das Grauen des Verbrechens akustisch und 
optisch unbeschönigt belegt.
Nach zwei Tagen zogen sich die Delegierten zu einer 
Klausurberatung zurück. Am 23. November um 16.12 Uhr Ortszeit 
verkündete Prof. Muhammad Shama, Vertrauter des Großmuftis, den 
Beschluss im Wert eine Fatwa, eines verbindlichen Rechtsgutachtens. 
Dies war die zwingende Konsequenz nach den Darlegungen der Experten 
und kommt einer theologischen Sensation gleich. Auszüge: "Die 
Genitalbeschneidung bei Frauen ist eine ererbte Unsitte... ohne 
Grundlage im Koran respektive einer authentischen Überlieferung des 
Propheten... Daher müssen die Praktiken unterbunden werden in 
Anlehnung an einen der höchsten Werte des Islam, nämlich den Menschen
unbegründet keinen Schaden zufügen zu dürfen... Vielmehr wird dies 
als strafbare Aggression gegenüber dem Menschengschlecht erachtet." 
Gesetzgeber werden aufgefordert, "diese grausame Unsitte als 
Verbrechen zu deklarieren." Sheikh Abkar aus dem Tschad: Das war ein 
200 %iger Erfolg. Ich werde dem Brauch in meinem Land den Kampf 
ansagen. Dort sind alle Mädchen und Frauen verstümmelt. Sie haben in 
mir den stärksten Verbündeten gefunden." Imam Diallo aus Mali 
erklärte, dass er sogar seines Amtes als Großmufti enthoben worden 
war, als er vor wenigen Jahren wagte, gegen den Brauch anzutreten. Er
musste zwei Wochen lang unter Polizeischutz gestellt werden.
Täglich werden 8000 Mädchen vor allem in den islamisch geprägten 
Ländern der Sahelzone verstümmelt. Weltweit sind 150 Millionen Frauen
betroffen.
Pressekontakt:

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Weitere Informationen und Fotos: www.target-human-rights.com Rubrik
Medien
Annette Weber: Tel 04154-999940 / Mobil 0172-6215677
BetacamSP Filmmaterial: Thomas Reinecke, Mobil 0173-6088620

Hinweis:
Dienstag: ZDF - 23.15 Uhr sind Rüdiger Nehberg und Annette Weber zu
Gast in der Talkshow Johannes B. Kerner
Zum 23. November 2006: Buch "Karawane der Hoffnung" - mit dem Islam
gegen den Schmerz und das Schweigen. Malik-Verlag

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