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9. Schweizerisches Forum der sozialen Krankenversicherung:

Luzern (ots)

Der Patient im Mittelpunkt - Der Patient als Mittel. Punkt
Im schweizerischen Gesundheitswesen spielen viele
Parteien mit: Ärzte, Spitäler, Pharma-Industrie, Apotheken,
Krankenkassen, Versicherte, Patienten und Politiker. Und es sind
ebenso viele, die mit einem Stück des 56 Milliarden Franken grossen
Kuchens liebäugeln. Manchmal so intensiv, dass Ziel und Zweck aus den
Augen verloren gehen. Anlässlich des 9. Schweizerischen Forums der
sozialen Krankenversicherung vom 10. Mai 2007 präsentierten Vor- und
Querdenker der verschiedenen Parteien im Kongresshaus Zürich ihre
Standpunkte und Visionen und rückten damit den Patienten und seine
Gesundheit in den Mittelpunkt. Organisator des jährlich
stattfindenden Forums ist der RVK, der Verband der kleinen und
mittleren Krankenversicherer.
Im Fokus der ganztägigen Veranstaltung stand der Patient in Zeiten
von Managed Care und vermehrter persönlicher Eigenverantwortung.
Namhafte Referenten erläuterten einem interessierten Publikum ihre
Standpunkte, Thesen und Lösungsansätze. Neben den Referenten kamen
auch Patienten zu Wort: Peter R. Müller von der Krebsliga Schweiz
führte ein Gespräch mit einer Krebspatientin und mit Olivia Fischer,
Miss Zürich 2004 und Fotomodell, die von der Krankheit Diabetes
betroffen ist. Sie erzählten, was sie als Betroffene vom
Gesundheitswesen erwarten, und kritisierten gleichzeitig einige
Akteure und deren Verhalten. Trotz vereinzelter negativer Erfahrungen
fühlen sie sich akzeptiert und ernst genommen.
Optimale Behandlung dank integrierter Versorgung
Ben L. Pfeifer, Direktor klinische Forschung an der
Aeskulap-Klinik, machte den Dialog zwischen Patient und Arzt zum
Thema. Er führte aus, dass insbesondere bei lebensbedrohlichen und
chronischen Erkrankungen sowie in der Krebsmedizin die Mitwirkung der
Patientinnen und Patienten an medizinischen Entscheidungsprozessen
wünschenswert sei: “Die Realisierung einer gemeinsamen,
partnerschaftlichen Entscheidungsfindung verläuft nicht immer
konfliktfrei. Die traditionelle Rollenverteilung muss sowohl
patienten- als auch ärzteseitig hinterfragt und neu definiert
werden”, hielt Pfeifer fest. Volker Amelung, Professor für
Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover
glaubt, dass die Vielfalt der Versorgungsstrukturen zunehmen wird. Er
betonte, dass eine integrierte Versorgung mit einem effizienten
Mitteleinsatz eine optimale Behandlung ermögliche. Dadurch würden
kritische Schnittstellen optimiert und somit effektivitäts- und
effizienzorientiert. “Dabei entsteht ein Win-Win-Win-Konzept für die
Patienten, Krankenversicherer und Leistungserbringer.”
Solidarität versus Gleichbehandlung
Antoine Chaix, Vorstandsmitglied von Médecins Sans Frontières
Schweiz, stellte die Medizin in der Dritten Welt in den Mittelpunkt
und fragte sich anschliessend, ob das Schweizer Gesundheitswesen
verhältnismässig sei. Er kam zum Schluss, dass diese Frage für einen
Schweizer Hausarzt mit humanitärem Horizont schlicht überfordernd
sei. “Ist es verhältnismässig, wenn ein Patient mit einem BMI von 42
ein Magenband erhält, wenn in der Welt jährlich 5,6 Millionen Kinder
unter fünf Jahren an den Folgen ihrer Unterernährung versterben?”
Durch das Bewusstwerden dieser Diskrepanz sei ein Ansatz für eine
Lösung sichtbar. Frank Mathwig, Beauftragter für Ethik beim
Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund, führte aus, dass
Gleichbehandlung nicht dazu führe, dass es allen gleich gehe.
Vielmehr müssen die Menschen ungleich behandelt werden, damit es
ihnen tendenziell gleich gehe. Die Forderung nach einer
Redimensionierung des Sozialstaates geschieht seiner Ansicht nach
immer auf dem Fundament gut ausgebauter sozialer Sicherungssysteme.
“Das Selbstverständliche aufzugeben fällt uns gemeinhin leicht, weil
wir uns schlicht nicht vorstellen können, wie es anders wäre.” Man
habe sich so sehr an die soziale Sicherheit gewöhnt, dass die Vision
davon, wie es wäre, ohne sie zu leben, im Grunde völlig verschlossen
sei. Gerade deswegen müsse man sich den Wert des Selbstverständlichen
wieder bewusst machen.
Kritische Diskussionen im Gesundheitswesen notwendig
Der Vizedirektor des Bundesamtes für Gesundheit, Peter Indra,
fragte, wie viel Gesundheit die Schweiz verträgt. Nach Meinung des
Bundesamtes muss das KVG umgesetzt und weiterentwickelt werden. Ziel
der Weiterentwicklung des Leistungskataloges ist die Erhöhung der
Qualität und Angemessenheit der Leistungen. Die Kosteneindämmung soll
durch die Stärkung der Wettbewerbselemente vorangetrieben werden.
“Der zielgerichtete Mitteleinsatz in einem solidarisch finanzierten
Zwangsversicherungssystem muss sichergestellt werden.” Das führe
dazu, dass nicht allen Versicherten sämtliche Leistungen jederzeit zu
Lasten der Versicherung vergütet werden. Diese
Leistungsauswahlkriterien führten jedoch nicht in eine
Zweiklassenmedizin, sondern garantierten die Zugangsgerechtigkeit zu
einer qualitativ hochstehenden medizinischen Versorgung. Der
renommierte Herzchirurg Thierry Carrel vom Inselspital Bern
erläuterte die Verfügbarkeit und die Grenzen der hochspezialisierten
Medizin, deren rascher Fortschritt höchste Ansprüche an die Akteure
stelle. Speziell in diesem Bereich seien kritische Diskussionen in
Bezug auf Mindestfallzahlen und Konzentrationspotenzial zu führen.
Leider seien weder die Politik noch die Krankenkassen bisher
unbedingt zuverlässige Partner in diesen Diskussion gewesen. Neben
diesen Aspekten rückte Carrel ethische Gesichtspunkte rund um den
Patienten in den Mittelpunkt.
Erhöhter Wettbewerb durch Ratings
Charles Giroud, Präsident des RVK, unterstrich, dass die Patienten
im Mittelpunkt stehen müssen. Es ist erforderlich, dass
Qualitätskriterien von allen am Gesundheitsmarkt beteiligten Parteien
erreicht werden müssen und für die Patienten beurteilbar werden. Er
forderte deshalb, dass Standards im Gesundheitswesen definiert werden
und diese für die Patienten - zum Beispiel mit einem Rating -
einsehbar sind. “Was nützt die freie Arztwahl, wenn der Versicherte
keine Beurteilungskriterien kennt, die eine Wahl überhaupt erst
möglich machen?”, fragte Giroud und weist darauf hin, dass Gleiches
auch für Spitäler, andere Leistungserbringer gelten müsse. Was bei
den Versicherern schon seit längerer Zeit zum Standard gehört, muss
auch für die anderen Player im Gesundheitswesen gelten. Die Angst der
Leistungserbringer vor einer Bewertung ihrer Arbeit verhindert
Verbesserungen und Innovationen. Eine diesbezügliche Öffnung hätte
eine markante Steigerung dank Wettbewerb zur Folge, die nicht einmal
zu teureren Leistungen führen würde.
Die Medienmitteilung, Bildmaterial sowie die ausführlichen
Referate des Forums vom 10. Mai 2007 finden Sie im Internet unter
www.rvk.ch.
Der RVK - Verband und innovative Dienstleistungsorganisation der
kleinen und mittleren Krankenversicherer
Mit 47 Krankenversicherern und rund 810 000 Versicherten
verzeichnet der RVK eine solide Mitgliederstruktur. Aus der
Rückversicherungsorganisation ist eine leistungsfähige
Rückversicherungs- und Dienstleistungsorganisation mit 26
Mitarbeitenden geworden, die ihre breite Palette kontinuierlich und
substanziell ausgebaut hat. Damit ist gewährleistet, dass die
Mitglieder des RVK die immer anspruchsvolleren Auflagen der
Aufsichtsbehörde und die Bedürfnisse der Kunden optimal erfüllen
können.

Kontakt:

Marcel Graber
Direktor RVK
Tel.: +41/41/417'05'00
Mobile: +41/79/215'14'81
Fax: +41/41/417'05'01
E-Mail: marcel.graber@rvk.ch

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  • 18.04.2007 – 10:57

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