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COLLECTION ON DISPLAY John Armleder, Richard Jackson, Robert Kusmirowski, A. R. Penck, Markus Raetz, Gerhard Richter, Pamela Rosenkranz, Niele Toroni, Christopher Wool 30.08.-09.11.2014 (BILD)

30.06.2014 – 11:00  Migros-Genossenschafts-Bund Direktion Kultur und Soziales    [newsroom]

Zürich (ots) -

Collection on Display präsentiert ausgewählte Werke aus der Sammlung des Migros Museum für Gegenwartskunst.

Im Fokus des aktuellen dreiteiligen Zyklus der Sammlungspräsentationen stehen formale und motivische Exzesse. Die ersten beiden Ausstellungsteile beschäftigen sich in einem erweiterten Sinne mit den Gattungen Malerei und Zeichnung. Die Ausstellungen befragen kulturelle und kunsthistorische Konnotationen der Medien, die sich längst über die Beschränkung des Tableauformats hinaus entwickelt haben. In diesem zweiten Teil stehen nicht nur Werke im Zentrum, welche die Geschichte von Malerei mitschreiben, sondern auch solche, die einen humorvollen Blick auf die Geschichte der Malerei werfen und sich auf (selbst)ironische Weise mit der Rolle des Malers beschäftigen. Herzstück der Ausstellung bildet die erstmals im Rahmen einer Sammlungsausstellung gezeigte Arbeit "The Laundry Room" (2009) des amerikanischen Künstlers Richard Jackson. Neben dieser Installation werden Arbeiten von John Armleder, Robert Kusmirowski, A. R. Penck, Markus Raetz, Gerhard Richter, Pamela Rosenkranz, Niele Toroni und Christopher Wool zu sehen sein. Richard Jackson wird am 31. August 2014 im Migros Museum für Gegenwartskunst für ein Künstlergespräch zu Gast sein und über die gezeigte Arbeit, über Humor und den konzeptuellen Exzess sprechen.

«Exzess» beinhaltet Übertretungen, Ausschweifungen und Überschuss. Als formales Merkmal von Kunst meint Exzess etwa ein Zuviel an Materialien oder Bildern. Genauso gut kann «Exzess» aber in Gesten der Reduktion oder Abstraktion bestehen. Der Begriff umschreibt auch künstlerische Arbeitsweisen - etwa der Wiederholung, der Manie oder der überdurchschnittlichen Ausdauer. Nicht zuletzt ist der Mythos des exzessiv arbeitenden Künstlers - der Dekonstruktion von Autorschaft zum Trotz - ein bis heute fortlebender Topos. Exzess ist ein universales Thema in der Kunst, das im Sinne eines entgrenzten, postmodernen Werkbegriffs gleichermassen motivisch wie formal zur Anwendung kommt. Nicht zuletzt ist eine Sammlung von Kunst im Sinne eines Nebeneinanders verschiedenster Stile und einer repräsentativen Anhäufung immer eine Form von «Exzess». Die ersten beiden Teile der Ausstellung fokussieren das Medium Malerei, welches aus gewisser Sicht als «Inbegriff» von Kunst gilt. Formen und Gesten des Exzesses fanden darin immer wieder eine Plattform. Im Modernismus des 20. Jahrhunderts diente die Malerei als selbstreflexives Medium dazu, die Autonomie der Kunst zu verteidigen. Hingegen war sie in der Postmoderne von manchen Kritikern verpönt und wurde als regressives Medium bezeichnet, das primär mit sich selbst und den damit einhergehenden Mystifizierungen assoziiert wurde. Ein «Ende der Malerei» ist nicht eingetroffen, und heute werden mittels Malpraktiken auch konzeptuelle oder skulpturale Fragen behandelt - umgekehrt weisen andere Medien einen ebenso bild- oder gemäldehaften Charakter auf.

Die gezeigten Werke von Richard Jackson und Robert Kusmirowski thematisieren diese Aspekte auf pointierte Weise, indem sie sich installativ und performativ mit dem Herstellungsprozess von Malerei beschäftigen. Der amerikanische Künstler Richard Jackson setzt sich seit den 1970er Jahren mit der Entgrenzung von Malerei auseinander und kommentiert mit seinen Installationen Klischees, Traditionen und Themen dieser Gattung auf humorvolle Weise. Um den Pinsel zu ersetzen, schafft Jackson für seine malerischen Environments zusehends spezialisierte «Geräte», die er zur Herstellung von Malerei einsetzt. Aber auch Leinwände dienen nicht mehr als Träger, sondern werden zu skulpturalen Elementen, die mitunter die Funktion haben, Farbe auf die Wand zu applizieren. "The Laundry Room" ist nicht nur eine «Wäscherei», sondern auch eine Art alchemistisches Labor zur Herstellung klecksiger Malerei. Das Setting entstand aufgrund einer einmaligen Aktion des Künstlers, bei der er zehn Waschmaschinen in Gang brachte, in die statt Wasser Farbe zugeführt wurde. Das Acryl färbte Kleidungsstücke in den drei Primär- sowie drei daraus entstehenden Sekundärfarben. In den restlichen Maschinen wurden die Farben erneut gemischt - dadurch entstanden zunehmend dunkle, «schmutzige» Kleidungsstücke, die in der fertigen Installation gestapelt oder über Wäscheständer gehängt werden. Es finden sich in Jacksons «Wäscherei» auch skulpturale Figuren, welche weitere Referenzen auf die Geschichte der Malerei suggerieren - so etwa eine dreidimensionale Version des Protagonisten von Jacques-Louis Davids Gemälde "Der Tod des Marat" (1793). Jacksons radikaler Auseinandersetzung mit der (US-amerikanischen) Tradition der Malerei gegenüber steht eine ebenfalls erstmals ausgestellte Installation von Robert Kusmirowski. Der polnische Künstler thematisiert mit "Variation über ein Thema von Kasimir Malewitsch - Variation on a Theme of Kasimir Malevich" (2011) Aspekte des künstlerischen Schaffensprozesses, die normalerweise nicht sichtbar sind. So inszeniert die Installation das fiktive Atelier von Malewitsch, wo möglicherweise ein Prototyp für das "Schwarze Quadrat" (1914/15) entstand. Auch hier ist die Installation das Produkt einer performativen Aktion des Künstlers. In Kusmirowskis präzise nachgestelltem historischem Setting ist die Arbeit des Künstlers ein schweisstreibender, körperlicher, roher Prozess und kontrastiert damit die Idee einer vergeistigten, abstrakten Malerei der europäischen Moderne. Diese beiden grösseren Installationen werden durch Werke von John Armleder, A.R. Penck, Markus Raetz, Gerhard Richter, Pamela Rosenkranz, Niele Toroni und Christopher Wool begleitet, die sich ebenfalls mit dem «Erbe» der Malerei auseinandersetzen und an hier zitierte Diskurse im Zusammenhang mit der Wirkung der Malerei anschliessen.

Sonntag 31. August, 15 Uhr

Artist's Talk Richard Jackson im Gespräch mit Judith Welter, Sammlungskonservatorin, Migros Museum für Gegenwartskunst (Eintritt frei, in englischer Sprache)

Kontakt:

René Müller, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
rene.mueller@mgb.ch
T +41 44 277 20 50