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Die Not wird sich noch potenzieren/ Ein Leitartikel von Gilbert Schomaker

04.04.2014 – 20:11 

Berlin (ots) -

Die Not könnte nicht größer sein: Berlin sucht händeringend nach Lehrern. Die Meldungen sind alarmierend. Bis zum nächsten Schuljahr braucht die Stadt noch mehr als 2000 neue Pädagogen, um den Unterricht gewährleisten zu können. Jetzt startet die Schulverwaltung eine 100.000 Euro teure Werbekampagne, um junge Lehrer aus den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nach Berlin zu locken. Denn die Lage ist prekär. Fast alle Schulfächer gelten mittlerweile als Mangelfächer. Unterricht fällt häufig aus oder wird von Lehrern gegeben, die eigentlich keine Fachlehrer für Geschichte oder Mathematik sind. Und auch in der Führungsspitze der Schulen fehlt es an allen Ecken und Enden. Etwa 100 Direktorenposten sind nicht besetzt. Dazu kommen noch einmal mehrere hundert Funktionsstellen wie Oberstufenleiter, die offen sind. Ein Blick in die überalterten Lehrerkollegien reicht, um zu ahnen, dass sich die Not in den nächsten Jahren noch potenzieren wird.

Neben der Werbekampagne versucht Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) auch Quereinsteiger für den Lehrerberuf zu gewinnen. Das Interesse ist groß. Aber für den Lehrerberuf nicht ausgebildete Ingenieure oder Chemiker einzustellen, darf nicht im großen Stil geschehen. Das ist der falsche Weg. Denn die Schulen müssen mit gut qualifiziertem Personal ausgestattet werden. Was also ist zu tun? Der Beruf muss attraktiver werden, die Belastung, gerade in Brennpunktschulen, geringer. In Teilen von Neukölln und Wedding müssen die Klassen kleiner werden, um einen höheren Bildungserfolg zu erzielen. Funktionsstellen und Direktorenposten müssen attraktiver werden - notfalls durch bessere Gehälter.

Aber wie bekommt man junge Lehrer nach Berlin? Zwar ist die Stadt für viele Menschen ein Ziel, aber bei steigenden Mieten entscheiden sich viele Jung-Lehrer für einen Beamtenstatus in einem anderen Bundesland. Notfalls arbeiten sie in Brandenburg, wo verbeamtet wird, und leben in Berlin. Vor einigen Jahren haben sich die Bildungspolitiker darauf verständigt, Lerninhalte anzugleichen. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Bildungspolitiker eine deutschlandweite Lösung für das Problem der Verbeamtung finden. Denn Lehrer sollen sich bei der Wahl ihrer Arbeitsstätte nicht nach dem Status ihrer Tätigkeit richten, sondern sich bewusst für Schulen und ihre Konzepte entscheiden.

Der Leitartikel im Internet: www.morgenpost.de/126593374

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