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Im Herzen der Quote arbeiten Männer/ Ein Leitartikel von Philip Volkmann-Schluck

26.03.2014 – 20:34 

Berlin (ots) -

Im Sinne der Quote hat sich Heiko Maas selbst als "Rückschlag" bezeichnet: Seit 15 Jahren ist der SPD-Politiker der erste männliche Justizminister, zugleich aber der erste mit verbindlichem Auftrag, den Anteil von Frauen in Führungsetagen gesetzlich zu erhöhen. Das ist kein Widerspruch, zeigt aber: Es ist ein Unterschied, eine Quote zu fordern oder sie zu realisieren. In der Praxis finden sich zuweilen schnell Gründe, einen Posten mit einem Mann zu besetzen. Wenn Maas das in seinem eigenen Einzelfall so sieht - es wäre legitim.

Weniger verständlich aber ist die Personalpolitik des selbsternannten "Frauenförderers". Ein Blick in sein Ministerium zeigt: Im Herz der Frauenquote arbeiten vor allem Männer. Bei den wichtigen Staatssekretären stehen drei Männer einer Frau gegenüber. In der Wirtschaft würde der Minister das kaum durchgehen lassen. Anfang der Woche hatte er mit Arbeitsministerin Manuela Schwesig (SPD) "Leitlinien" vorgestellt, die allein für die Aufsichtsräte der größten Börsen-Unternehmen mindestens 30 Prozent Frauen vorsehen.

"Wir haben heute die am besten ausgebildeten Frauen überhaupt", sagte Maas. Sollte heißen: es gibt keine Ausreden, wenn Männer nur Männer einstellen. Doch beherzigt haben Maas und seine Partei diese Aussage offenbar nicht, als sie vor wenigen Monaten den Führungszirkel des Justizministeriums bestimmt haben. In der Praxis haben sich offenbar schnell Gründe gefunden, diese Posten mit Männern zu besetzen. Mal wieder.

Es geht hier weniger um Sinn oder Unsinn von Frauenquoten. Sondern darum, was ein Politiker sagt und wie er handelt. So betrachtet sieht es nicht gut aus im Justizministerium, das auch insgesamt mit 26 Prozent weiblichen Führungskräften (noch) auf den schlechteren Plätzen der Staatsapparate steht. Das muss sich ändern. Wenn in politisch formbaren Strukturen die herrschende Regierungslehre nicht umgesetzt wird - wo dann?

Die Debatte über "weibliche Talente" gehört hier nicht hin. Bürger mögen privat ihre gegenwärtige Sicht auf die Geschlechter austauschen. Letztlich hat die Geschichte immer gezeigt, dass jedes Geschlecht jeden geistigen Beruf studieren und ausüben kann, dass die Wahl der Fächer Erziehung und Zeitgeist unterworfen ist. Eine Regierung, die zu Recht Gleichstellung will, muss eigene Jobs vorbildhaft besetzen, um Anreize zu schaffen. Erst dann darf sie die Quote zum Gesetz machen.

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