Logo Presseportal

Die beste Kosslick-Berlinale/ ein Leitartikel von Peter Zander

15.02.2014 – 19:39  BERLINER MORGENPOST    [newsroom]

Berlin (ots) -

Sollte es am Ende, die Frage muss man sich schon stellen, nur das Wetter gewesen sein? Die 64. Berliner Filmfestspiele, die heute mit dem Publikumstag zu Ende gehen, werden als die Frühlings-Berlinale in die Annalen eingehen. So mild, so warm war es seit Ewigkeiten nicht während des Festivals. Man bekam eine Ahnung davon, wie schön es früher gewesen sein muss, als die Berlinale noch im Sommer stattfand. Und Dieter Kosslick wird ja nicht müde zu betonen, dass die Kritiker, wenn ein Jahrgang in Cannes einmal mau ist, milder gestimmt sind, weil man halt am Strand in der Sonne sitzt, während einem im Berliner Februar gewöhnlich Schnee und Graupel um die Nase pfeifen und die Stimmung gleich giftiger wird.

Aber nein, es war nicht nur der Frühling. Das hieße wirklich tiefstapeln. Die Frühlings-Berlinale darf auch als das gelungenste Festival verbucht werden, seit Kosslick 2001 die Leitung übernommen hat. In diesem Jahr ist ihm wirklich ein musterhafter Spagat gelungen. Unnötig, noch einmal all die Stars aufzuzählen, die schier in Horden über den roten Teppich liefen. Auch eine der üblichen, winterlaunigen Kritiken, eine Kosslick-Berlinale sei schon nach der Hälfte am Ende, greift in diesem Jahr ganz und gar nicht.

Wie gut Filmjahrgänge sind, dafür kann ein Festivalchef nichts. Vielleicht ist das der zweite positive Zufall nach den Temperaturen, dass so viele gute Filme vorlagen. Aber Kosslick hat auch deutlich aus alten Fehlern gelernt. Ihm ist es gelungen, trotz vorgezogener Oscar-Verleihung viel Glamour aus Hollywood nach Berlin zu locken. Und neben politisch intendierten Sozialdramen auch das Unterhaltungskino nicht zu vergessen, das nun mal zur Bandbreite eines Festivals gehört.

Nein, keine Kritik in diesem Jahr. Man hatte eher die Qual der Wahl, an welchen Teppich man sich stellen, für welche Premiere man um Karten kämpfen sollte. Dass mit dem neuen Zoo Palast ein Stück alten Glamours zurückgekommen ist, versöhnt auch Nostalgiker. Auch wenn man in Zukunft darauf achten muss, dass Friedrichstadt- und Zoo Palast sich nicht gegenseitig kannibalisieren und den Berlinale Palast als Zentrum verblassen lassen.

Die 64. Berlinale war eine einzige Star-Parade, das Wetter nur das Tüpfelchen auf dem I. Auch wenn er zumindest Letzteres nicht beeinflussen kann, hat Kosslick in diesem Jahr alles richtig gemacht. So darf das gern weitergehen.

Kontakt:

BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de