Medienmitteilung
Umfrage zu Elektrosmog
5 Prozent der Schweizer Bevölkerung betrachten sich als elektrosensibel
2005-04-08T10:27:39
Bern (ots) - Bern, 8. April 2005 Rund 5 Prozent der Schweizer
Bevölkerung schreibt eigene gesundheitliche Beeinträchtigungen dem
Phänomen Elektrosmog zu. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage im
Auftrag des BUWAL. Wissenschaftlich nach wie vor unklar bleibt, ob
tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Elektrosmog und
gesundheitlichen Beschwerden besteht. Zur Klärung hat der Bundesrat
im März dieses Jahres die Durchführung eines vier Jahre dauernden
nationalen Forschungsprogramms beschlossen. Schadet Elektrosmog der Gesundheit? Diese Frage wird in der
Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Zwar gibt es immer wieder
Berichte über Gesundheitsbeschwerden, die von den Betroffenen auf
Elektrosmog zurückgeführt werden. Die Häufigkeit dieses als
"Elektrosensibilität" bezeichneten Phänomens in der Schweizer
Bevölkerung ist bis anhin jedoch unbekannt. Nebst den direkt
Betroffenen fürchten sich viele Menschen vor Elektrosmog, ohne
selber Probleme damit zu haben. Zu beiden Gruppen gibt es nun
erstmals Zahlen für die Schweiz: Im Auftrag des BUWAL hat das
Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern 2048
Schweizerinnen und Schweizer befragt. Eine nicht zu unterschätzende Minderheit direkt betroffen Die Studie
zeigt: Rund 5 Prozent der Befragten sind überzeugt, sensibel auf
Elektrosmog zu reagieren und dadurch gesundheitlich beeinträchtigt
zu sein. Als Beschwerden werden hauptsächlich unspezifische
Krankheitssymptome wie Schlafstörungen oder Kopfschmerzen angegeben
(siehe Abbildung 1). Verdächtigt als Ursache der Beschwerden werden
an erster Stelle Hochspannungsleitungen und Handys, gefolgt von
anderen Strahlungsquellen oder Elektrosmog generell (siehe Abbildung
2). Mobilfunkbasisstationen sind weniger stark vertreten, als dies
die Medienberichterstattung vermuten liesse. Der Anteil von 5 Prozent Betroffenen ist nicht so hoch, wie
mobilfunkkritische Kreise befürchten. Hochgerechnet auf die gesamte
Bevölkerung sind dies aber dennoch 370'000 Schweizerinnen und
Schweizer, die sich als elektrosensibel einstufen. Das ist eine
ernstzunehmende Minderheit. Was es mit der Elektrosensibilität genau auf sich hat und wie
elektrosensiblen Personen geholfen werden kann, hat die Universität
Basel in einem Pilotprojekt untersucht. (siehe Kasten 1). Die
Ergebnisse zeigen, dass im Urteil der Fachspezialisten Elektrosmog
bei Weitem nicht immer die plausibelste Ursache für die Beschwerden
ist, auch wenn die Betroffenen dies vermuten oder davon überzeugt
sind. Bemerkenswert ist, dass fast der Hälfte der Rat Suchenden mit
gezielten, auf ihre Situation zugeschnittenen Massnahmen geholfen
werden konnte. Mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer sind besorgt
Wesentlich mehr der von der Universität Bern Befragten, nämlich 53
Prozent haben zwar selber keine Beschwerden im Zusammenhang mit
Elektrosmog. Sie machen sich jedoch Sorgen um die eigene Gesundheit
wegen mindestens einer der bekannten elektromagnetischen
Feldquellen. Am häufigsten beunruhigen Mobilfunkbasisstationen (36%
aller Befragten), gefolgt von Hochspannungsleitungen (30%),
Mobiltelefonen (28%), der Strahlung elektrischer Geräte (26%) sowie
derjenigen schnurloser Festnetztelefone (18%). Von allen in der
Studie erfragten Umwelteinflüssen am meisten Sorgen bereitet
allerdings nicht Elektrosmog, sondern die Verschmutzung der Luft
(69%), gefolgt von der UV-Strahlung (56%). Weiterführende Forschung notwendig Wissenschaftlich erhärtete
Informationen über das gesundheitliche Gefährdungspotenzial von
Elektrosmog sind nach wie vor spärlich (siehe Kasten 2), sowohl auf
nationaler als auch auf internationaler Ebene. Dies gilt
insbesondere für das Phänomen der Elektrosensibilität und generell
für Langzeitbelastungen bei niedriger Intensität. Um hier mehr
Klarheit zu erhalten, muss die Forschung weiter gehen. Zu diesem
Zweck hat der Bundesrat am 11. März 2005 beschlossen, ein nationales
Forschungsprogramm mit einer Gesamtsumme von 5 Millionen Franken für
vier Jahre durchzuführen. Dieses Forschungsprogramm war Ende 2002
vom BUWAL vorgeschlagen worden. BUWAL BUNDESAMT FÜR UMWELT,
WALD UND LANDSCHAFT
Pressedienst Auskünfte
Repräsentativbefragung der Universität Bern: Dr. Martin
Röösli, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Universität
Bern, Tel. 031 631 38 67
Umweltmedizinische Beratungsstelle der Universität Basel:
Dr. Anke Huss, Institut für Sozial- und Präventivmedizin,
Universität Bern Tel. 031 631 35 25
Allgemeines zu Elektrosmog: Dr. Jürg Baumann, BUWAL,
Sektion Nichtionisierende Strahlung (NIS), Tel. 031 322 69 64 Internet
Repräsentativumfrage der Uni Bern
http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_nis/news/2005-
02-11-00640/index.html
Bericht über die umweltmedizinische Beratungsstelle der Uni
Basel
http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_nis/news/2005-
02-10-00639/index.html
Aktualisierung der Bewertung wissenschaftlicher Studien
(Nachtrag A zum Bericht "Hochfrequente Strahlung und Gesundheit",
BUWAL 2005):
http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_nis/news/2003-
04-14-00385/index.html
Datenbank ELMAR: Zusammenfassung und Bewertung
wissenschaftlicher Publikationen:
http://www.elmar.unibas.ch/index.html
Nationales Forschungsprogramm "Nichtionisierende Strahlung,
Umwelt und Gesundheit"
http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_nis/news/2005-
03-11-00648/index.html Kasten 1 Forschung der Universität Basel zeigt: Ursachen für
Beschwerden sind vielfältig Schlafstörungen und Kopfschmerzen,
welche häufig als Folgen von Elektrosmog erwähnt werden (siehe Abb.
1), können verschiedene Ursachen haben. Das Institut für Sozial- und
Präventivmedizin der Universität Basel untersuchte im Rahmen eines
Pilotprojekts für eine umweltmedizinische Beratungsstelle erstmals
den Zusammenhang zwischen solchen Gesundheitsbeschwerden und
Elektrosmog. Dem Beratungsteam gehörten Ärzte, Baubiologen und
Psychologen an. Die Resultate zeigen: 25 der 63 untersuchten
Personen vermuteten, dass Elektrosmog die Ursache für ihre
Gesundheitsbeschwerden sei. Die Fachleute führten ausführliche
medizinische und psychologische Untersuchungen sowie eine
Elektrosmog-Messung bei den Betroffenen zu Hause durch. Bei einem
Drittel der Elektrosmog-Verdachtspersonen erachteten die Fachleute
einen Zusammenhang zwischen einem Teil der geschilderten
Gesundheitsbeschwerden und Elektrosmog als plausibel, bei den
übrigen wurde ein solcher Zusammenhang verneint. Im Vordergrund
standen dort bisher unerkannte medizinische oder psychiatrische
Befunde, oder es wurde keine plausible Erklärung gefunden. Diese Resultate deuten darauf hin, dass Elektrosmog tatsächlich die
Gesundheit oder das Wohlbefinden beeinträchtigen kann, dass er aber
bei Weitem nicht immer die wahrscheinlichste Ursache für solche
Symptome ist, auch wenn die betroffenen elektrosensiblen Personen
dies vermuten oder davon überzeugt sind. Aufgrund der kleinen
Gruppe von nur 25 untersuchten Personen zeigen diese Befunde
allerdings lediglich eine Tendenz und können nicht als
repräsentativ für alle elektrosensiblen Personen gelten. Die Studie
wurde durch das BUWAL mitfinanziert. Kasten 2
Laufend aktualisiert:
Forschungsergebnisse zu Elektrosmog und Gesundheit Das BUWAL veröffentlicht periodisch eine Zusammenstellung und
Bewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Einfluss von
nichtionisierender Strahlung auf die Gesundheit. In einem ersten
Bericht (Hochfrequente Strahlung und Gesundheit, Umweltmaterialien
162) waren im Jahr 2003 die Resultate von 200 wissenschaftlichen
Studien bewertet und zusammengestellt worden, die Gesundheitsrisiken
ausgehend von hochfrequenter Strahlung (von Antennen und
Mobiltelefonen) zum Thema haben. Diese Literaturstudie wurde nun
durch das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität
Basel aktualisiert. Neu wurden 24 Studien, publiziert zwischen
Dezember 2002 und März 2004, analysiert und deren Resultate in den
Überblick aufgenommen. Die Aktualisierung ist in einem Nachtrag zum
ursprünglichen Bericht zusammengefasst (siehe unter Links). Der
aktuelle Wissensstand über die gesundheitlichen Auswirkungen von
Elektrosmog wurde mit dem neuen Nachtrag vielfältiger, aber nicht
eindeutiger. Ganz neue gesundheitliche Effekte, die als
wissenschaftlich gesichert gelten können, sind keine identifiziert
worden. Einige biologische Effekte werden als "wahrscheinlich" oder
zumindest "möglich" klassiert, wobei deren Bedeutung für die
Gesundheit in vielen Fällen unklar ist. Somit bleiben die bisherigen
Schlussfolgerungen unverändert: Es kann weiterhin nicht
abschliessend beurteilt werden, ob die Immissionsgrenzwerte der NISV
(Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung) vor
langfristig gesundheitsschädlichen Auswirkungen genügend schützen.
Daher ist aus wissenschaftlicher Warte weiterhin ein vorsorgender
Umgang mit elektromagnetischer Strahlung angebracht. In der NISV
selbst wird diesem Anliegen bereits Rechnung getragen. Im Sinne der
Vorsorge wird die Strahlung von Antennen und anderen Anlagen an
Orten mit empfindlicher Nutzung wesentlich strenger begrenzt als
international üblich. Auch weiterhin werden neu erscheinende wissenschaftliche
Publikationen zum Thema laufend erfasst und bewertet. Kurzfassungen
und Bewertungen einzelner Studien sind in der Datenbank ELMAR
gespeichert und der Öffentlichkeit via Internet zugänglich. Die
Datenbank enthält derzeit ungefähr 700 wissenschaftliche
Publikationen.
http://www.elmar.unibas.ch/index.html
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100000192/100488496
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