Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

Endlich an einem Strang ziehen Viktoria Solms über einen neuen Finanzvorstand am BER und den Streit der Gesellschafter

Berlin (ots)

Der Flughafen BER bekommt einen eigenen Finanzvorstand. Die Entscheidung ist richtig und längst überfällig. Es war von Anfang an ein Kardinalfehler, den neuen Hauptstadtflughafen ohne einen ausgewiesenen Finanzexperten bauen zu wollen. Mit nur zwei Geschäftsführern war das Projekt zum Scheitern verurteilt. Nach drei Verschiebungen und voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro Zusatzkosten haben das zuerst der Bund, dann auch die Gesellschafter Berlin und Brandenburg erkannt. Hier liegt auch die Verantwortung der Politiker, die den Flughafenbau als Gesellschafter und Mitglieder des Aufsichtsrats begleiten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck waren offenbar erst von der Notwendigkeit eines Finanzvorstands zu überzeugen, als der Bund damit drohte, sich nicht gebührend an den Mehrkosten für den Bau zu beteiligen.

Vor dem entscheidenden Schritt schrecken die Gesellschafter aber immer noch zurück: Flughafen-chef Rainer Schwarz darf weitermachen, wenn auch mit weniger Befugnissen ausgestattet. Glauben schenkt ihm keiner mehr. Dass er an der Spitze des BER bleiben darf, lässt sich mit seiner Leistung ganz gewiss nicht erklären. Anstatt ihn mit einem klaren Schnitt auszutauschen, wird er schrittweise entmachtet.

Erst wurde ihm mit Horst Amann ein neuer technischer Geschäftsführer an die Seite gestellt. Seinem Wort vertrauen Politiker, Mitarbeiter und Bürger jetzt schon mehr als Rainer Schwarz. Nun wird mit dem Finanzvorstand das Management um einen neu geschaffenen Posten erweitert. Rainer Schwarz soll sich dann vorwiegend um den Flugbetrieb in Tegel und Schönefeld kümmern. Dann nimmt ihn endgültig keiner mehr ernst als Sprecher der Geschäftsführung.

Die Anteilseigner sind ganz offensichtlich zutiefst uneins über das weitere Vorgehen am BER. Das wird besonders deutlich in ihrer Personalpolitik. Hier spielt jeder der drei Gesellschafter ein doppeltes Spiel. Das sieht man auch an der Personalie Schwarz. Er dient nur noch als Schmutzfänger für Politiker im Aufsichtsrat, die sich hinter ihm verstecken wollen. Dass ihn der Bund am liebsten sofort los werden will, ist ein offenes Geheimnis. In Berlin und Brandenburg ist man dagegen froh, eigene Verfehlungen zumindest teilweise Rainer Schwarz anlasten zu können. Ihnen allen muss man vorwerfen, die unzureichenden Managementstrukturen am BER viel zu lange mitgetragen zu haben.

Die Suche nach einem Finanzexperten wird nicht leicht sein. Man wird ihn mit einem üppigen Gehalt locken müssen, damit er sich diese Aufgabe antut. An der Stelle dürfen die Gesellschafter allerdings nicht sparen. Denn einen erneuten Fehlgriff können sie sich nicht leisten.

Für den Moment kann man mit der jüngsten Entscheidung für einen neuen Finanzvorstand zufrieden sein. Doch das allein wird nicht reichen, um den BER zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Dafür müssen die Gesellschafter endlich an einem Strang ziehen.

Kontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 15.09.2012 – 20:49

    Hajo Schumacher über die EU-Politik und den blutigen Aufruhr in der arabischen Welt

    Berlin (ots) - Zufall, dass ausgerechnet in einer Woche, da Europa einen vergleichsweise großen Schritt gemacht hat, in anderen Teilen der Welt ein Mob in ideologischer Blindheit mordet und brandschatzt? Zufall, dass ausgerechnet deutsche Rechtsextreme den radikalislamischen Bluteifer mit albernen Filmchen anzuheizen gedenken und gleichzeitig wütend gegen Europa ...

  • 14.09.2012 – 21:14

    Fragen schnell beantworten / Leitarikel von Christine Richter

    Berlin (ots) - Die NSU-Spur hat Berlin erreicht: Das Landeskriminalamt Berlin hat mehr als zehn Jahre lang mit einem Informanten aus dem Unterstützerkreis der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zusammengearbeitet. Obwohl der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) schon im März davon erfuhr, wurde dieser Umstand erst am Donnerstag dem NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag bekannt. Zu Recht empören ...