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SWISSHTA

santésuisse und Pharmaindustrie lancieren Diskussion um Nutzenbewertung
Auf der Suche nach einem akzeptierten und akzeptablen Bewertungssystem für Gesundheitsleistungen

Basel/Solothurn (ots)

santésuisse und Interpharma haben ein
gemeinsames Projekt zur systematischen Bewertung medizinischer 
Verfahren und Technologien lanciert. Ziel ist ein schweizerischer 
Konsensvorschlag zur Nutzenbewertung ("Health Technology Assessment" 
- HTA) bis Mitte 2011. An einem ersten Workshop haben Akteure aus 
allen Bereichen des Gesundheitswesens diskutiert, welche 
Herausforderungen und Fragen sich im Zusammenhang mit der 
Nutzenbewertung von Gesundheitsleistungen stellen.
Zwar bekommt das schweizerische Gesundheitswesen im 
internationalen Vergleich durchwegs gute Noten und die Bürgerinnen 
und Bürger fühlen sich medizinisch gut versorgt, doch wird der 
Effizienz nicht immer die notwendige Beachtung geschenkt. Das 
Krankenversicherungsgesetz (KVG) verlangt den Nachweis von 
Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW) für alle 
Leistungen der Grundversorgung sowie deren periodische Überprüfung. 
Derzeit werden jedoch viele Leistungen nicht oder ungenügend 
evaluiert und nicht systematisch überprüft. Die Evaluationen 
beschränken sich punktuell auf Einzelleistungen, beispielsweise 
Medikamente, während Qualität, Therapieerfolg ("outcome") und 
Effizienz von Leistungen und Behandlungen nicht untersucht werden. In
einem Bericht im Auftrag der Geschäftsprüfungskommission des 
Nationalrats vom Januar 2009 hat die Parlamentarische 
Verwaltungskontrolle (PVK) denn auch Mängel im System der Bestimmung 
und Überprüfung ärztlicher Leistungen in der Grundversicherung 
festgestellt.
Die PVK empfiehlt unter anderem, die Operationalisierung der 
WZW-Kriterien zu konkretisieren sowie grundlegende Nutzenbewertung 
und die Würdigung des zusätzlichen Nutzens institutionell klar zu 
trennen. Verbesserungsmöglichkeiten bei der Nutzenbewertung orten 
aber auch die Krankenversicherer und die Pharmaindustrie. santésuisse
und Interpharma haben deshalb als paritätisch beteiligte Partner ein 
Projekt lanciert, um bis Mitte 2011 einen Schweizer Konsens über 
Health Technology Assessment (HTA) unter Einschluss 
gesundheitsökonomischer Evaluationen zu entwickeln. Das Projekt wird 
von einem wissenschaftlichen Steuerungsausschuss begleitet, dem Prof.
Michael Schlander (Heidelberg/Wiesbaden) als Vorsitzender sowie Prof.
Robert Leu (Universität Bern) und Prof. Gérard de Pouvourville 
(ESSEC, Paris) angehören. Im Projektteam, das von Stefan Kaufmann, 
Direktor santésuisse und Thomas Cueni, Generalsekretär Interpharma, 
gemeinsam geleitet wird, ist auch das Bundesamt für Gesundheit mit 
Beobachterstatus vertreten.
HTAs gelten heute als wichtiges Instrument der evidenzbasierten 
Politikberatung und der Entscheidfindung. In vielen europäischen 
Ländern sind solche Verfahren institutionalisiert und etabliert. Die 
Schweiz kennt HTA - wenn auch nicht systematisch - für verschiedene 
Leistungen zu Lasten der Grundversicherung sowie das Pilotprojekt des
Zurich Medical Board. santésuisse und Interpharma wollen mit ihrer 
Initiative die Diskussion um die Nutzenbewertung unter allen Akteuren
des Gesundheitswesens öffentlich lancieren. Diese Akteure haben sich 
im November zu einem ersten zweitägigen Workshop getroffen, 
mindestens ein weiterer wird folgen. "Wir wollen einen Beitrag zur 
Gestaltung eines Schweizer HTA-Prozesses leisten, der sowohl die 
normativen und institutionellen Rahmenbedingungen als auch die 
Schweizer Gesundheitsziele und die sozialen Präferenzen der Schweizer
Bevölkerung reflektiert" erklärt Interpharma-Generalsekretär Thomas 
Cueni zum Projektziel. Für santésuisse-Direktor Stefan Kaufmann geht 
es zudem darum, "unter Berücksichtigung der Erwartungen der Schweizer
Versicherten an eine solidarische Krankenversicherung Kriterien und 
Eckpunkte zu entwickeln, wie eine Bewertung medizinischer 
Technologien in der Schweiz realisiert werden kann."
Im ersten Workshop in der Kartause Ittingen schilderten führende 
Experten und Expertinnen aus Australien, Kanada, den USA und Europa 
Probleme, Zielkonflikte und Lösungsansätze der Nutzenbewertung. 
Konkret wurden Stärken und Schwächen der HTA-Modelle von Deutschland,
England, Frankreich und Schweden diskutiert, aber auch die 
elementaren Erwartungen und Zielvorstellungen der Versicherten, 
Patienten und Stimmbürger in der Schweiz in Bezug auf die Leistungen 
ihrer Krankenversicherung identifiziert. Der stark auf 
internationalen Erfahrungen aufbauende Workshop bildet einen 
wichtigen Ausgangspunkt für die Formulierung von Eckwerten für einen 
HTA-Prozess in der Schweiz, die an einem zweiten von santésuisse und 
Interpharma organisierten Workshop im Mai 2011 diskutiert werden 
sollen.
Die Erfahrungen aus dem Ausland haben gezeigt, dass HTA-Entscheide
besser akzeptiert werden, wenn ein breiter Einbezug Betroffener, 
namentlich auch Patienten und Medizinalpersonen, erfolgt. 
Entsprechend wird das Projekt mit einem breiten Stakeholderansatz 
geführt. Ausserdem haben die Projektpartner eine eigene Webseite - 
www.swisshta.ch - geschaffen. Das Projekt ist dort eingehend 
beschrieben. Auch sind die Referate des ersten Workshops 
aufgeschaltet.

Kontakt:

Thomas Cueni
Generalsekretär Interpharma
Mobile: +41/79/322'58'17

Stefan Kaufmann
Direktor santésuisse
Mobile: +41/79/313'04'54