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Bonispirale dreht sich wieder - mit hohen politischen Kosten

Bern (ots)

Seit über einem Jahrzehnt untersucht Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, die Entwicklung der Managerlöhne. Das Fazit der 12. Erhebung ist alarmierend: Die Chefs gewähren sich satte Lohnerhöhungen, während bei den tiefen Einkommen Lohndruck, Unsicherheit und Angst um den Arbeitsplatz zunehmen. Auch die Abzockerinitiative zeigt keine Wirkung und die Lohnschere öffnet sich weiter und ist so gross, wie seit fünf Jahren nicht mehr. Nun ist die Politik gefordert, mit einer griffigen Aktienrechtsrevision diese Auswüchse zu begrenzen und über einen Solidaritätsbeitrag bei hohen Einkommen den Nutzen der hohen Managerlöhne für die Allgemeinheit zu vergrössern.

Bereits zum zwölften Mal in Folge hat Travail.Suisse die Schere zwischen den höchsten und den tiefsten Löhnen in 27 Schweizer Unternehmen untersucht. Die Analyse fördert beunruhigende Entwicklungen zu Tage.

Satte Salärerhöhungen für die Chefetagen - Lohnschere öffnet sich

Die Cheflöhne haben 2015 einen grossen Sprung nach oben gemacht: In 22 von 27 untersuchten Unternehmen stieg die Entschädigung für den CEO im Schnitt um satte 9%. Unrühmlicher Spitzenreiter ist Tidjane Thiam von der Credit Suisse. Zusammen mit der Antrittsprämie (in Form einer Kompensation der entgangenen Boni beim alten Arbeitgeber) kommt er 2015 auf eine Entschädigung von über 20 Millionen Franken (+117% gegenüber dem Vorjahr). Daneben wurde aber auch bei Lonza (+58%), Valora (+54%), UBS (+28%), Kuoni (+23%), Georg Fischer (+22%) und ABB (+20%) deutlich an der Bonispirale gedreht. "Von solchen Zahlen wagen Personen mit tiefen Einkommen nicht einmal zu träumen", sagt Adrian Wüthrich, Präsident von Travail.Suisse "In mehr als zwei Drittel aller untersuchten Unternehmen ist die Lohnschere 2015 weiter aufgegangen, damit geht der Bonirausch in die nächste Runde", sagt Wüthrich. Die Credit Suisse (1:363), die UBS (1:275) und Roche (1:273) wiesen 2015 wieder Lohnscheren aus wie zuletzt 2010.

Abzockerinitiative ohne Wirkung

Die Resultate zeigen deutlich, dass die Abzockerinitiative keinerlei mässigenden Einfluss auf die Höhe der Managerlöhne hat. Die Stärkung der Aktionärsrechte führt zwar zu Abstimmungen über die Entschädigung des Managements an den Generalversammlungen. Dabei wird aber grossmehrheitlich gemeinsam über die fixen und variablen Teile (Boni) sowie prospektiv - also im Voraus und ohne Kenntnis über den Geschäftsgang - abgestimmt. Auch Antrittsprämien, welche die Manager aus den Bonusplänen der bisherigen Arbeitgeber freikaufen, sind nach wie vor zulässig, ebenso wie Lohnfortzahlungen, respektive Beratermandate in Millionenhöhe nach Ende der Beschäftigung.

Es braucht griffige Massnahmen der Politik

Die sich öffnenden Lohnscheren führen zu einer Entfremdung zwischen Bevölkerung und Wirtschaft. Die Annahme der Abzockerinitiative und noch viel mehr der Masseneinwanderungsinitiative zeigen die unabsehbaren politischen Kosten. Es braucht also dringend vertrauensbildende Massnahmen durch die Politik und einen grösseren Nutzen der hohen Managerlöhne für die Allgemeinheit. Handlungsbedarf sieht Travail.Suisse in folgenden Bereichen:

   - Griffige Aktienrechtsrevision: Mit der angenommenen 
     Abzockerinitiative wurden die Aktionärsrechte gestärkt werden. 
     Ein dämpfender Effekt auf die Managerlöhne ist aber nicht 
     feststellbar und es bestehen weiterhin Schlupflöcher und 
     Umgehungsmöglichkeiten für Antritts- und Abgangsentschädigungen.
     In der anstehenden Aktienrechtsrevision müssen hier zwingend 
     griffigere Massnahmen eingeführt werden.
   - Steuertransparenz und Solidaritätsbeitrag bei hohen Einkommen: 
     Da die Begrenzung der hohen Saläre politisch nicht 
     mehrheitsfähig ist und die Stärkung der Aktionärsrechte das 
     Problem nicht lösen wird, muss der Nutzen der hohen Saläre für 
     die Gesellschaft erhöht werden. Es braucht Steuertransparenz für
     hohe Einkommen und eine politische Diskussion über einen 
     Solidaritätsbeitrag.
   - Löhne und Arbeitsplätze schützen: Die Vorstellung, dass oben die
     Saläre munter steigen und unten Lohndruck, Arbeitsbelastung und 
     Angst vor Arbeitsplatzverlust zunimmt, trägt wesentlich zum 
     Unbehagen in der Bevölkerung bei. Es braucht einen besseren 
     Schutz der Löhne und der Arbeitsplätze.
   - Tiefsteuerpolitik für Unternehmen beenden: Mit der 
     Unternehmenssteuerreform III werden umfassende Steuersenkungen 
     in Milliardenhöhe für die Unternehmen ermöglicht. Die dadurch 
     notwendigen Sparpakete treffen den Mittelstand und die tiefen 
     Einkommen. Dies vergrössert die Kluft zwischen breiten 
     Bevölkerungsschichten und der Wirtschaft. Es braucht eine 
     Korrektur dieser Steuerpolitik.

Kontakt:

- Adrian Wüthrich, Präsident Travail.Suisse, 079 287 04 93
- Jacques-André Maire, Nationalrat und Vizepräsident Travail.Suisse,
Tel. 078 709 48 50
- Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik Travail.Suisse, 076 412
30 53

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