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Washington weist den Weg, Kommentar zum Kapitalpuffer systemrelevanter Banken von Sebastian Schmid

Frankfurt (ots)

Es ist noch nicht lange her, da hat der Financial Stability Board (FSB) den als global systemrelevant geltenden Banken ihre persönlichen Zusatzaufgaben mit auf den Weg gegeben. Die Deutsche Bank etwa soll über die kommenden Jahre einen zusätzlichen Kernkapitalpuffer von 2 Prozentpunkten aufbauen, da sie zur Gruppe der Banken mit der zweithöchsten Systembedeutung zählen soll. Nur HSBC und J.P. Morgan haben laut FSB als meistvernetzte Institute mit 2,5 Prozentpunkten noch mehr Kapitalpuffer vorzuhalten.

Nur gut einen Monat später prescht nun der Federal Reserve Board (FRB) mit strengeren Anforderungen vor und stellt den FSB damit in den Senkel. Laut Fed-Gouverneur Daniel Tarullo wird bei den internationalen Anforderungen nur die Untergrenze des als nötig erachteten Kapitalpuffers abverlangt. Die US-Notenbank gehe daher weiter. Bis zu 4,5 Prozentpunkte zusätzlich seien je nach Bedeutung des Instituts von den US-Großbanken bis 2019 aufzubringen. Theoretisch seien sogar Aufschläge von 5,5% und mehr denkbar.

Wer jedoch glaubt, der Stabilitätsrat würde den eigenen Banken Steine in den Weg legen, hat zu kurz gedacht. Die US-Institute sind im Schnitt weit besser kapitalisiert als die internationalen Rivalen. Nur US-Branchenprimus J.P. Morgan weist nach derzeitigem Stand im Rahmen der noch nicht bestätigten Fed-Vorgaben eine Kapitallücke von offenbar 22 Mrd. Dollar aus. Was nach viel klingt, ist für das Institut locker machbar. Allein in den ersten neun Monaten hat J.P. Morgan netto 17 Mrd. Dollar verdient. Der zusätzliche Kapitalpuffer sollte sich in den nächsten vier Jahren daher problemlos aufbauen lassen.

Die Fed, so scheint es, hat die Latte gerade so hoch gelegt, dass die heimischen Institute sie leicht nehmen können, während bei der ausländischen Konkurrenz der Druck erhöht wird. Denn die Idee, dass Barclays, BNP Paribas, Deutsche Bank oder HSBC mittelfristig mit geringeren Kapitalpolstern agieren können, da sie sich dem US-Regime nicht in gleicher Weise unterwerfen müssen, erscheint doch abwegig. Üblicherweise folgen die internationalen Aufseher ohnehin leicht zeitversetzt. Washington weist ihnen den Weg. Dass es so kommen würde, kann indes kaum einen Branchenvertreter überraschen. Die US-Institute haben in den vergangenen Jahren aggressiv ihre Kapitalpuffer aufgestockt. Dass es sich dabei nicht um Ansammlungen toten Kapitals handeln würde, müsste auch den Rivalen im Ausland klar gewesen sein.

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