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Stille im Maschinenraum, Kommentar zur deutschen Industrie von Daniel Schauber

Frankfurt (ots)

Während der Dax zu Beginn des zweiten Halbjahres Rekordhöhen erklimmt, lässt die sogenannte Realwirtschaft die Flügel hängen. Die jüngsten Daten, die aus der Investitionsgüterindustrie kommen - dem Maschinenraum der deutschen Wirtschaft - sind ernüchternd. Von Januar bis Mai ist die Produktion der hiesigen Maschinen- und Anlagenbauer gerade mal um real 0,2% gewachsen. Eigentlich wollte die Branche im laufenden Turnus mit einem Produktionswachstum von inflationsbereinigt 3% endlich das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2008 übertreffen. Doch kurz vor Ende der ersten Halbzeit muss man festhalten: Daraus wird wohl nichts. Statt Jubel herrscht Stille im Maschinenraum.

Wie in den beiden Jahren zuvor wird die gemessen an ihren 1 Million Beschäftigten größte Industriebranche hierzulande wohl erneut um die Null-Linie pendeln. Die mittelständisch geprägte Maschinenbauindustrie, die in rund 6000 Unternehmen zerfällt, ist zwar an der Börse unterrepräsentiert. Gleichwohl spiegeln die stark exportorientierten Produktionstechnikhersteller die Lage in der Wirtschaft und die Nachfrage nach Produkten "Made in Germany" auf den Weltmärkten ziemlich gut. Und viele Probleme, die im Maschinenbau zutage treten, sind typisch für die deutsche Industrie.

Nach dem Einbruch im Krisenjahr 2009 haben sich die Unternehmen zwar rasant erholt, aber das vor der Finanzkrise erreichte Niveau ist auch eine halbe Dekade später zuweilen weit weg. Seit 2012 ist die Luft dünn geworden. Das ist auch bei der Elektroindustrie, gemessen am Umsatz die Nummer 3 in Deutschland hinter Auto- und Maschinenbau, zu sehen. Sie schlägt sich seit zwei Jahren mit schrumpfenden Produktionsvolumina herum. Und die deutschen Autohersteller lagen 2013 bei der Inlandsproduktion noch um 5% unter der 2007 erreichten Rekordstückzahl. Sie müssen sich immer stärker in den Bau von Werken im Ausland flüchten, um am Wachstum in den Boom-Regionen der Welt noch teilhaben zu können.

Anhaltende Schwäche im Heimatmarkt und neue Angreifer aus Fernost machen der deutschen Industrie das Leben schwer. Deshalb treten viele Konzerne nicht nur beim Umsatz, sondern auch beim Gewinn auf der Stelle. Wer es nicht schafft, mit einem Produktionsaufbau im Ausland gegenzusteuern, der verliert Weltmarktanteile. Wenn Aktienkurse in Deutschland steigen und steigen, spiegelt das oftmals weniger die Stärke der hiesigen Industrie, sondern vielmehr den Mangel an Anlagealternativen wider.

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