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Eine neue Baustelle, Kommentar zu Volkswagen von Carsten Steevens

Frankfurt (ots)

Das hat die Regie prima hinbekommen: Rechtzeitig zur Hauptversammlung hat sich Volkswagen die notwendige Kapitalmehrheit bei der schwedischen Lkw-Tochter Scania gesichert. Damit war der VW-Führung der Applaus der Kleinanleger gewiss. Mit dem Pensionsfonds Alecta gab ein weiterer schwedischer Minderheitsaktionär seinen Widerstand gegen eine generöse Offerte auf, für VW geht in der Verlängerung - nach Ausweitung der Frist für die Annahme des Angebots - eine Zitterpartie zu Ende. Doch mit der Schaffung eines "integrierten Nutzfahrzeugkonzerns", der es mit dem globalen Branchenführer Daimler aufnehmen kann, steht Europas größter Autobauer noch in den Anfängen.

Insgesamt 6,7 Mrd. Euro hat VW für die Minderheitsaktionäre bei Scania aufgeboten. Rund 14 Jahre nach dem Einstieg bei dem Unternehmen bedarf es eines finanziellen Gewaltakts, um sich den vollen Durchgriff bei der Lkw-Tochter zu sichern und um den häufig beschworenen engen Nutzfahrzeugverbund von Scania, dem Münchener Lastwagenbauer MAN und der eigenen Kleinlastersparte anzugehen. Scania hat sich als profitables Unternehmen lange ein hohes Maß an Eigenständigkeit bewahren können, geschützt auch durch das schwedische Aktienrecht, das Minderheitsaktionären eine starke Stellung einräumt. Um den Plan umzusetzen, nicht nur weltgrößter und rentabelster Autobauer, sondern auch im Nutzfahrzeuggeschäft zum führenden Anbieter zu werden, konnte VW ein weiteres Nebeneinander der Lastermarken aber nicht länger zulassen.

Leisten kann sich die Wolfsburger Autobauer die Übernahme. Zur Teilfinanzierung ist eine Emission neuer Vorzugsaktien aus genehmigtem Kapital geplant. Den Antrag an die Aktionäre, Options- oder Wandelschuldverschreibungen bis zu 10 Mrd. Euro ausgeben zu dürfen, zog VW auf der Hauptversammlung mit dem Hinweis auf den Wunsch vieler Vorzugsaktionäre nach einem Bezugsrecht auf neue Aktien taktvoll zurück.

Doch ob sich der hohe Mitteleinsatz für die Komplettübernahme von Scania auszahlen wird, dürfte noch lange nicht feststehen: Die in Aussicht gestellten höheren Synergien werden sich wegen der im Lastwagenbau langen Modellzyklen erst in mehr als zehn Jahren einstellen. Außerdem ist die Frage offen, wie die schwache Präsenz in wichtigen amerikanischen und asiatischen Märkten behoben wird. Weitere Übernahmen könnten notwendig werden.

Mit dem Projekt des "integrierten Nutzfahrzeugkonzerns" hat VW eine weitere Großbaustelle eröffnet. Dabei haben die Wolfsburger mit den Herausforderungen für ihre acht Automarken eigentlich schon genug zu tun.

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