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Stunde der Wahrheit, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Die internationalen Finanzmärkte stehen vor einer enorm spannenden Handelswoche. Am frühen Freitagnachmittag wird in den Vereinigten Staaten der Monatsbericht vom Arbeitsmarkt veröffentlicht - und er dürfte den entscheidenden Hinweis liefern, ob die Federal Reserve womöglich doch noch in diesem Jahr mit der angekündigten Drosselung ihrer Anleihenkäufe beginnen wird oder nicht. Für die Performance der Märkte in den nächsten Wochen wird die Statistik deshalb maßgeblich sein.

Im Durchschnitt rechnen Volkswirte damit, dass in der weltgrößten Volkswirtschaft im November außerhalb der Landwirtschaft 183000 neue Arbeitsplätze entstanden sind. Eine deutlich niedrigere Zahl dürfte unter Investoren die Einschätzung festigen, dass die Fed mit dem sogenannten Tapering erst im Frühjahr beginnen wird. Eine Zahl wie im Vormonat - 204000 - oder eine sogar noch höhere dürfte hingegen die Diskussion über eine erste Drosselung noch im Dezember aufs Neue befeuern. Am Freitag kommt also die Stunde der Wahrheit.

Gewinne sollen steigen

Dieser Tage präsentieren viele Banken ihre Einschätzungen für die Entwicklung an den Finanzmärkten im neuen Jahr. Mit Blick auf die Aktienmärkte - und zwar insbesondere den deutschen - überwiegt dabei ein ordentlicher Optimismus. Dessen Basis ist die Erwartung, dass der bevorstehende Wachstumsschub der globalen Konjunktur dazu führen wird, dass die Unternehmensgewinne endlich deutlich steigen. Die Frage ist allerdings, ob dies nicht bloß ein Hoffnungswert ist. Einigkeit herrscht unter Marktbeobachtern in der Analyse, dass die inzwischen atemberaubende Kursrally an den Börsen, die beispielsweise den Dow Jones Industrial in New York und den Dax in Frankfurt immer wieder auf Rekordhöhen führt, hauptsächlich von der ultralockeren Geldpolitik getrieben ist. Die Bewertung an den Aktienmärkten ist deshalb in den zurückliegenden Monaten enorm gestiegen. Sollten die US-Währungshüter früher als erwartet die Kehrtwende in ihrer Geldpolitik vollziehen, entsteht folglich das Risiko, dass viele Investoren ihre hohen Buchgewinne umgehend zu Geld machen. In diesem Fall drohte eine scharre Korrektur.

Im Raum steht außerdem die Frage, ob es tatsächlich zu einem kräftigen Anstieg der Firmengewinne beispielsweise im Kreis der 30 Dax-Konzerne kommen wird. Analysten rechnen mit Blick auf das Jahr 2014 für den Dax mit einem Anstieg der Gewinne um knapp 13% und für das Folgejahr um weitere 12,5% - und manche Bank wie die UBS hält die Gewinnschätzungen diesmal für voraussichtlich zu niedrig. Aufhorchen ließ es deshalb, dass die Helaba am Donnerstag vor zu breiter Euphorie warnte. Die Landesbank hatte in den beiden zurückliegenden Jahren vor allem die Chancen bei Aktieninvestments betont. Nun warnte Chefvolkswirtin Gertrud Traud bei der Präsentation ihres Kapitalmarktausblicks vor einem Börsenjahr, in dem Investoren sich darauf fokussieren sollten, das Vermögen zu erhalten. An den Aktienmärkten sei im Jahresverlauf mit einem Rückgang der Notierungen zu rechnen, weil das zyklische Kurspotenzial bereits größtenteils ausgeschöpft sei.

Ein lediglich prozentual einstelliger Anstieg der Unternehmensgewinne, wie ihn die Helaba voraussagt, würde für die Märkte zu einer schweren Hypothek, denn die Bewertung an den Märkten würde dann auf hohem Niveau verharren - und zwar vor allem dann, wenn sich nun noch eine Jahresendrally anschließen sollte, die den Dax dann erstmals an 10000 Punkte heranführt.

Schon vor dem Arbeitsmarktbericht stehen deshalb ebenfalls einige wichtige Indikatoren zur Veröffentlichung an. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in China, Europa und den USA werden gleich zum Wochenstart zeigen, in welcher Verfassung die Weltwirtschaft ist. Enttäuschende Daten könnten noch vor dem US-Arbeitsmarktbericht ein Fragezeichen hinter all die zuversichtlichen Prognosen setzen.

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