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Ostereier im Herbst, Kommentar zu Börsengängen von Walther Becker

Frankfurt (ots)

Stell Dir vor, es ist Boom und keiner geht hin: Ein nahezu ideales Umfeld für Börsenneulinge in London, Paris, Mailand und Warschau, aber auch in Hongkong und New York. Dort laufen Börsengänge in immer kürzeren Abständen - und in Deutschland ist tote Hose.

Die Zuflüsse institutioneller Investoren nach Europa sind seit Wochen enorm stark und Fondsmanager sind angesichts der hohen Liquidität im Markt zunehmend optimistischer. Sie ziehen entwickelte Volkswirtschaften wieder vor, zielen eher in Richtung Zykliker und sind bereit für neue Ideen. Und die Alternativen Anleihen, Rohstoffe und Emerging Markets sind weniger attraktiv. Hinzu kommen die in diesem Jahr gelaufenen Börsengänge, die gute Argumente bieten, neue Titel anzuschauen. Die Investoren haben in den ersten sechs Monaten die These "Europa ist schwierig, Deutschland positiv" gespielt, jetzt wird stärker auf die Karte "Europa wird besser" gesetzt.

Denn die erste Jahreshälfte ist gerade in Deutschland sehr gut gelaufen. Bezieht man die Transaktionen ein, bei denen das zweigleisige Verfahren zulasten des Initial Public Offering (IPO) mit dem Verkauf endete, dann ist mit LEG Immobilien, Evonik, Kion, Deutsche Annington, RTL und Osram ein zweistelliger Milliardenbetrag an Volumen umgeschlagen worden. Das hat so kein anderer Markt in Europa exerziert. Nun holt London mit großen Schritten auf, wo außer heimischen Anbietern traditionell auch Rohstoffkonzerne - etwa Diamantenschürfer aus Russland und asiatische Ölgesellschaften - ihre Börsenheimat suchen. Dort gibt es Nachholbedarf an Privatisierungen, und Private Equity ist sehr rege.

Aus der Perspektive von Investoren ist Royal Mail extrem erfreulich gewesen: ein Plus von 66% in fünf Tagen. Aus Sicht des britischen Staates und damit des Steuerzahlers ist der - viel zu niedrige - Emissionspreis ein Skandal, den die Banken zu verantworten haben. Dass sie stärker mit einer Gebührenkomponente vergütet werden, die von der Performance nach dem Start abhängt, sollte die Bookrunner nicht veranlasst haben, den Preis niedrig zu bemessen. Oder doch? Fest steht für den deutschen Markt: Der traditionelle, langwierige und schwerfällige Prozess, Unternehmen an die Börse zu führen, ist kaum mehr geeignet in Zeiten, in denen die IPO-Fenster nur noch kurz geöffnet sind. Not tut höhere Flexibilität. Wenn Banker jetzt für Börsengänge trommeln, dann führen die langen Prozesse dazu, dass die Kandidaten im Frühling so weit sind. So werden im Herbst 2013 die Ostereier für das Frühjahr 2014 versteckt.

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