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Rarer Kurssprung, Kommentar zur Entwicklung der Commerzbank-Aktie, von Bernd Neubacher.

Frankfurt (ots)

Heute steht Aktionären der Commerzbank ein ansonsten sehr rares Erlebnis ins Haus. Der Kurs ihrer Aktien steigt kräftig. Der Grund: Die Bank legt ihre Anteilscheine im Verhältnis von 10:1 zusammen. Dies verhindert, dass die zweitgrößte Bank Deutschlands zum Penny Stock degeneriert und ihr Dasein im Reich der Zocker und in Gesellschaft jener Werte fristet, deren Börsenwert mit jeder Kursveränderung um mindestens 1% schwankt.

Vor allem aber rettet der Reverse Split die zweite Kapitalmaßnahme der Bank in gerade einmal zwei Jahren. Denn andernfalls fände sich kein Bankenkonsortium, das die Emission garantieren würde. Eine Aktienemission im Umfang von rund 40% des Restbörsenwerts erfordert nun einmal einen anständigen Emissionsabschlag. Kurse aber, wie sie die Commerzbank am Dienstag mit einem Rekordtief von 1,04 Euro markiert hat, bieten kaum mehr Puffer zur gesetzlichen Untergrenze von 1 Euro Nennwert je neuer Aktie. Der Kurs wird nun also künstlich erhöht, damit er anschließend wieder kräftig fallen kann. Als Mindestpreis garantiert das Konsortium 1,10 Euro - wohlgemerkt der zusammengelegten Aktien.

Die Bank will mit Hilfe der Platzierung die stillen Einlagen des Staates tilgen. Was aber bringt Anlegern ein Investment in eine Bank, die jüngst angesichts längerfristig verminderter Erfolgsaussichten 560 Mill. Euro latenter Steueransprüche abgeschrieben hat? Wie sieht die Equity Story eines Instituts aus, dessen Aktien in den vergangenen sechs Jahren gut 96% ihres Wertes verloren haben?

Vor zwei Jahren, als das Institut schon einmal das Kapital herabsetzen musste, um sage und schreibe 11 Mrd. Euro an Eigenkapital zu platzieren, warb Commerzbank-Chef Martin Blessing sinngemäß, Anleger würden mit den Aktien günstige Wetten auf die deutsche Konjunktur kaufen. Seither entpuppte sich Deutschland im Lichte der Staatsschuldenkrise als Insel der Seligen. Die mit der Megakapitalerhöhung erlösten Milliarden lösten sich an der Börse unterdessen rückstandslos in Luft auf.

Die Argumente für die Aktie werden denn auch immer exotischer. So hieß es zuletzt in Bankenkreisen, als Zeichner kämen Anleger in Betracht, die sich bereits die Finger verbrannt hätten und nun ihre Einstandskurse verbessern wollten. Einer solchen Argumentation kann nur folgen, wer nicht sein eigenes, sondern anderer Leute Geld verwaltet - sie kommt der Aufforderung gleich, schlechtem Geld gutes hinterherzuwerfen.

Alles hat seinen Preis, auch die neuen Commerzbank-Aktien sind platzierbar. Den Kurssprung aber sollten Aktionäre in Erinnerung behalten. Es dürfte für eine Weile der letzte sein.

(Börsen-Zeitung, 24.4.2013)

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