Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Ein spezieller Goldstandard, Kommentar zum Verkauf der GBW-Mehrheit durch die BayernLB an Patrizia, von Michael Flämig.

Frankfurt (ots)

Immobilien sind der Goldstandard in der andauernden Niedrigzinsphase. Dies dokumentiert der Verkauf der GBW-Mehrheit samt 32000 Wohnungen durch die BayernLB. Immerhin ist dies der größte Wohnungsdeal in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren. Obwohl der Immobilienspezialist Patrizia also ein enormes Volumen schultert, hätte er sogar locker den Erwerb der doppelten Wohnungszahl finanzieren können. Deutsche Investoren boten den Augsburgern 1,7 Mrd. Euro Kapital an, benötigt wurde für den puren Kaufpreis des BayernLB-Anteils nur die Hälfte.

Nach Immobilien drängt, an Immobilien hängt eben alles in diesen Jahren der finanziellen Repression. Kein Wunder. Schließlich rechnet Patrizia eine jährliche Rendite von 4% bis 5% vor - und kann die Prognosen durch eine entsprechende Historie des bisherigen Portfolios untermauern. Derartige Verzinsungen sind im deutschen Anlageuniversum selten geworden. Zudem liegt die Hälfte des GBW-Verkehrswertes im Großraum München, das Downside-Risiko scheint gering. Für Investoren ist dies so verlockend, dass Patrizia sich den Luxus leisten kann, auch zur Beruhigung der Mieter auf die Berücksichtigung ausländischer Investoren fast komplett zu verzichten.

Angesichts der Investoren-Euphorie und der jüngsten Entwicklung am Immobilienmarkt verblüfft, dass die BayernLB keinen höheren Verkaufspreis erzielen konnte. Denn 882 Mill. Euro sind rund 5% weniger als der anteilige, zuletzt allerdings gestiegene Nettovermögenswert des Portfolios. Es werden nur 1300 Euro pro Quadratmeter fällig. Für diesen Betrag lassen sich auf dem freien Markt kaum Wohnungen im Großraum München finden.

Die Landesbank hatte aber keine Wahl. Schließlich boten die Kommunen als Zweitplatzierte in dem Bieterverfahren am Schluss deutlich weniger als Patrizia. Mit Fug und Recht darf man an der Entschlossenheit der Bürgermeister zweifeln, die GBW jenseits des Wahlkampfgeschreis wirklich besitzen zu wollen. Schließlich hätten sie mit einem Kauf rund 1 Mrd. Euro Kapital in schon vermietete Wohnungen gesteckt. Aus städtebaulicher Sicht ist dieses Geld aber in Neubauten viel besser investiert.

Letztlich gilt auch: Immobilien sind eben doch kein Gold, weil man sie nach dem Kauf nicht einfach in den Safe legen kann. Wohnungen sind auch ein wichtiges gesellschaftliches Gut. Patrizia hat in den vergangenen Jahren bewiesen, weitgehend sensibel mit den Mieterinteressen umgehen zu können. Dies zahlt sich nun aus - auch ökonomisch, wie der Sprung des Aktienkurses um 7% beweist.

(Börsen-Zeitung, 9.4.2013)

Kontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 05.04.2013 – 20:50

    Leise Zweifel, Marktkommentar von Thorsten Kramer

    Frankfurt (ots) - Es ist unter manchen Marktbeobachtern ein beliebtes Spiel, Analysten Fehleinschätzungen unter die Nase zu reiben. Der Aktienmarkt bietet dazu im laufenden Börsenjahr allerdings keinen Anlass, denn das Hauptszenario, das die meisten Anlagestrategen vor dem Jahreswechsel gezeichnet hatten, trifft im Großen und Ganzen zu. In der festen Erwartung einer Belebung der globalen Konjunktur halten Investoren an ...

  • 04.04.2013 – 20:50

    Kurodas erster Streich, Kommentar zur Bank of Japan von Martin Fritz

    Frankfurt (ots) - Die Überraschung ist dem neuen Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, gelungen. Seine Kurswende in Japans Geldpolitik fällt deutlich radikaler aus, als es der zuletzt skeptisch gewordene Finanzmarkt erwartet hatte. Außerdem konnte er alle Ratsmitglieder dazu bringen, seine Reformen einstimmig zu unterstützen. Unter Kuroda rückt Quantitative Easing in Japan erstmals ins Zentrum der ...

  • 03.04.2013 – 20:50

    Börsengezwitscher, Kommentar zur SEC von Claus Döring

    Frankfurt (ots) - Heute schon getwittert? Ach, Sie haben gar keinen Twitter-Account? Dann sollten Sie das schnell ändern, wenn Sie am Finanzmarkt nicht ins Tal der Ahnungslosen verbannt werden wollen. Das nämlich könnte drohen, wenn die neuen Richtlinien der US-Börsenaufsicht SEC zur Kapitalmarktkommunikation Schule machten. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass US-Standards die Spielregeln am europäischen ...