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Abschied ohne Schmerz, Kommentar zur Citigroup von Sebastian Schmid

Frankfurt (ots)

Vorgestern hat Vikram Pandit noch die vom Markt begeistert aufgenommenen Quartalszahlen präsentiert. Einen Tag später hat der Citigroup-Chef bereits seinen Stuhl geräumt. Mit ihm verlässt auch John Havens, als Spartenchef für das Geschäft mit institutionellen Kunden zuständig und ein enger Vertrauter Pandits, die drittgrößte US-Bank. Diese kann zwar mit Michael Corbat einen neuen Chef präsentieren. Die abrupte Stabübergabe hinterlässt aber dennoch einen fatal unkoordinierten Eindruck. Corbat, der zuletzt das Europageschäft geleitet hat, ist ein Citigroup-Urgestein mit fast drei Jahrzehnten Unternehmenszugehörigkeit. Er ist damit ein Gegenentwurf zu Pandit, der als Außenseiter 2007 zur Citigroup wechselte. Das Board bewegt sich mit Corbat auf der sicheren Seite, die zunächst wenig interne Gegenwehr befürchten lässt.

Dass Pandit nicht gehen wollte und schon gar nicht geplant hatte, dies von jetzt auf gleich zu tun, ist schon deshalb offensichtlich, weil zahlreiche Mitarbeiter - sogar aus dem Topmanagement - gestern erklärten, sie hätten die Nachricht zuerst aus den Medien erfahren. Das "Wall Street Journal" berichtet, Pandit habe in der jüngeren Vergangenheit noch davon gesprochen, für mehrere Jahre bei Citigroup bleiben zu wollen. Nun soll eine heftige Boardsitzung genügt haben, den Chief Executive Officer für einen sofortigen Rückzug zu begeistern. Das Board soll sowohl strategisch als auch operativ mit dem Kurs des Instituts unzufrieden gewesen sein. Der Verkauf von Smith Barney an Morgan Stanley, der zu Milliardenabschreibungen geführt hat, das beim Aktionärsvotum durchgefallene Vergütungspaket für den CEO sowie nicht bestandene Stresstests im Frühjahr wurden Pandit vorgehalten. Dieser hatte die Bank immerhin durch die Wirren der Finanzkrise geführt, dabei aber nie einen Rückhalt wie etwa J.P. Morgans Jamie Dimon oder Lloyd Blankfein von Goldman Sachs genossen.

Auch am Markt hatte man offenbar genug von dem 55-Jährigen. Die Citigroup-Aktie notierte am Dienstag mit dem Gesamtmarkt 1,2% fester. Nicht einmal die Höchstgeschwindigkeit des Wechsels an der Firmenspitze hat die Investoren so weit verunsichert, dass die Aktie in negatives Terrain geraten wäre. Wie ein schnell abgerissenes Pflaster verursacht dieser Abschied offenbar keinen Schmerz. Ob die Gelassenheit angebracht ist, muss sich indes erst noch zeigen. Auf den ersten Blick hat Pandit zwar ein geordnetes Haus hinterlassen. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass die wahren Gründe für einen abrupten Abschied im Nachhinein noch die Stimmung verhageln.

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