Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Aufruf zur Kapitalerhöhung, Kommentar zur Einlagensicherung von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots)

Mit einer Reduktion des Mindestsicherungsbetrags für Einlagen zieht das private Bankgewerbe die Konsequenzen aus den Folgen der Finanzkrise, als die Pleite der deutschen Tochter von Lehman Brothers seine freiwillige Sicherungseinrichtung in die Arme des Rettungsfonds Soffin getrieben hatte. Dass der Bundesverband deutscher Banken die Tragweite der Veränderungen herunterspielt, verwundert kaum: Durch die Senkung der Sicherungsgrenze vergrößert sich schließlich deren Abstand zu den von Wettbewerbern im Genossen- und Sparkassenlager unbegrenzt garantierten Beträgen. Der Vorstoß wird Konsequenzen haben. Zwar hat der Verband eine bis 2025 dauernde Übergangsphase eingebaut, bevor die neue, um gut zwei Drittel niedrigere Mindestsicherungsgrenze pro Kunde erreicht ist. Da dieses Minimum aber nun einmal mit dem Eigenkapital einer Bank steigt und fällt, dürften gerade kleine Banken auf Dauer Mühe haben, ihre Einleger bei der Stange zu halten. Denn wenn der zumindest garantierte Anteil vom bereinigten Eigenkapital nicht mehr 30%, sondern nur mehr 8,75% beträgt, bedeutet dies für Kunden einer mit dem gesetzlichen Mindesteigenkapital von 5 Mill. Euro operierenden Bank eine Minimumgarantie von gerade einmal 437500 Euro - bei der Deutschen Bank sind dagegen künftig 3,3 Mrd. Euro pro Kunde weiterhin sicher. Während Aufseher seit drei Jahren darüber grübeln, wie sie das Problem systemrelevanter Banken in den Griff bekommen sollen, belohnen die vom Bankenverband geplanten Regeln die Größe von Banken. Kunden kleinerer Institute werden noch stärker als bisher versuchen, ihre Depositen auf mehrere Häuser zu verteilen, damit ihre Einlage bei keiner einzigen Adresse über der Sicherungsgrenze liegt. Eine solche Diversifikation aber, vom angekündigten Zuschlag für besonders einlagenstarke Institute nicht zu reden, konterkariert den Wettbewerb um Depositen, zu dem man Banken wegen der Liquiditätsvorgaben von Basel III soeben aufgerufen hat.

Die Reform hat aber auch ihr Gutes: Denn wollen die kleinen Institute verhindern, dass sich die Neuerung als Einlagenförderungsprogramm für Großbanken, Genossen und Sparkassen entpuppt, werden sie eine Aufstockung ihres Eigenkapitals prüfen. Dies wäre nicht nur im Sinne der Baseler Regulierer, sondern auch der privaten Einlagensicherung. Mit stärker kapitalisierten Mitgliedern und reduzierten Mindestgarantien wird die Sicherungseinrichtung die nächste Krise eher überstehen können als das alte System. Dies würde auch den Steuerzahler freuen.

Kontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 21.09.2011 – 20:50

    Im Griechgang, Kommentar zur Staatssschuldenkrise von Detlef Fechtner

    Frankfurt (ots) - In Europa gibt es bereits einen Favoriten für die Floskel des Jahres 2011: "Griechenland sagt weitere Maßnahmen zu." In schöner Regelmäßigkeit ist der Satz zu hören, obwohl er im Grunde jeden nachrichtlichen Kern verloren hat und doch eine Menge aussagt über den Verlauf der Aktion Euro-Rettung. Wohl kaum jemand hat sich vorgestellt, dass die ...

  • 20.09.2011 – 20:50

    Rezessions-Menetekel, Kommentar zur Konjunktur von Stephan Lorz

    Frankfurt (ots) - Zunächst war es nur eine Krise im amerikanischen Hypothekensektor, dann weitete sie sich zur Bankenkrise aus, und zuletzt hatte sich auch die Konjunktur angesteckt. Die Welt stürzte in eine tiefe Rezession. Alle Brandmauern zwischen den Sektoren waren niedergerissen, weil über die Transmissionskanäle der Finanzmärkte - Börsen und Banken - immer mehr Akteure in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das ...

  • 28.03.2008 – 20:31

    Keine nachhaltige Wende Kolumne "Marktplatz", von Frank Bremser.

    Frankfurt (ots) - Es ist eine sehr vorsichtige Formulierung, die der YaleProfessor Robert Shiller kürzlich in einem Interview wählte: "Ich muss sagen, aktuell ist keine gute Zeit, um am Aktienmarkt investiert zu sein." Es lässt sich wenig sagen gegen diese Einsicht, denn diejenigen, die lange Zeit auf steigende Kurse gesetzt haben, können im Minutentakt beobachten, wie ihr Depotwert zusammenschmilzt. Das ...