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Stiftung Forschung 3R

20 Jahre Stiftung Forschung 3R: "Gute Forschung mit weniger Tierversuchen"

Münsingen (ots)

20 Jahre pionierhafte Forschungsförderung und
Dialog im Dienste des Tierschutzes und der Wissenschaft. Dies
umschreibt die Tätigkeit der Stiftung Forschung 3R. "Gute Forschung
mit weniger Tierversuchen" ist der Titel der Publikumsbroschüre,
welche die Stiftung aus diesem Anlass präsentiert und welche das
gedankliche Prinzip der 3 R erläutert, Meilensteine aus 20 Jahren
3-R-Forschung aufzeigt, aber auch darlegt, dass noch viel Raum und
Notwendigkeit für weitere 3-R-Forschungsprojekte bestehen.
Replace: Tierversuche wo immer möglich durch andere Methoden
            ersetzen.    
   Reduce:  Die Zahl der Versuchstiere so klein wie möglich
            halten.    
   Refine:  Die Belastung der Tiere minimieren.
Dies ist die Strategie der 3 R und dies sind die Ziele von über 100
biologisch-medizinischen Forschungsprojekten, welche die Stiftung
Forschung 3R seit ihrer Gründung im Jahr 1987 mit über 14 Millionen
Franken unterstützt hat.
Rund 75 Prozent tiefere Versuchstierzahlen, weniger Tierversuche,
geringere Belastung, bessere Forschungsresultate. Dies ist einerseits
das Ergebnis der Forschungsunterstützung, andererseits aber auch der
praktischen Anwendung des 3-R-Prinzips in den Labors von Industrie
und Hochschulen zu verdanken. Diese Umsetzung fördert die Stiftung
durch die Tätigkeit ihrer Experten im Rahmen von Aus- und
Weiterbildungsveranstaltungen, durch die Publikation der
Forschungsresultate in wissenschaftlichen Zeitschriften, einem
Newsletter und im Internet (www.forschung3r.ch).
Die Welt ohne Tierversuche ist nach wie vor eine Vision. Die Zahl
der Tierversuche ist weltweit sogar im Steigen begriffen. Die
Stiftung Forschung 3R wird daher auch in Zukunft Forschungsarbeiten
fördern, die geeignet sind, Tierversuche zu ersetzen oder die Zahl
und die Belastung der Tiere zu reduzieren. Noch werden aber nicht
alle Alternativen zum Tierversuch und alle Verbesserungen der
3-R-Forschung praktisch angewandt. Gesetzliche Vorschriften und
fehlendes Know-how sind Gründe dafür.
Geprägt durch die Arbeit an konkreten Projekten mit gemeinsamen
Zielen werden die beteiligten Interessengruppen aus Politik,
Wissenschaft, Behörden, Tierschutz und Industrie ihren Dialog für den
Fortschritt weiterführen.
Das Ziel der neuen Publikumsbroschüre "Gute Forschung mit weniger
Tierversuchen" ist, den Gedanken der 3 R einer breiteren
Öffentlichkeit nahezubringen, die Errungenschaften, aber auch die
Grenzen aufzuzeigen und den Dialog im kontrovers diskutierten Thema
Tierversuche zu fördern. Sie kann bei folgenden Institutionen gratis
bezogen werden:
Stiftung Forschung 3R, Dorfplatz 5, Postfach 1372, 3110 Münsingen
   Bundesamt für Veterinärwesen, Postfach, 3003 Bern
   Interpharma, Petersgraben 35, Postfach, 4003 Basel
www.forschung3r.ch, www.animalfree-research.org,
www.bvet.admin.ch, www.interpharma.ch
3 R in Stichworten:
Replace    
   Methoden ohne Tierversuche haben ihre Grenzen. 
Einen Tierversuch durch eine versuchstierfreie Methode zu ersetzen,
ist die beste, aber nicht immer eine mögliche Lösung. Zellen bzw.
Zellkulturen haben hier in der Vergangenheit gute Dienste geleistet.
Beispiele:   
   - Menschliche Blutzellen anstelle von lebenden Kaninchen (500'000
     Tiere pro Jahr). 
   - Ablösung des Draize-Tests (Augenreizung) für Chemikalien, 
     Kosmetika, Arzneimittel ist absehbar. 
   - Prüfung der Hormonaktivität von Calcitonin in Zellkulturen 
     anstelle an lebenden Ratten (10000 Tiere pro Jahr allein bei  
     Novartis).
Gemäss Schweizer Tierschutzgesetz darf ein Tierversuch nicht
bewillligt werden, wenn sein Ziel mit Verfahren ohne Tierversuche
erreicht werden kann, die nach dem jeweiligen Stand der Erkenntnisse
tauglich sind.
Reduce    
   So wenig wie möglich, so viel wie nötig. 
Das zweite Gebot der 3-R-Prinzipien heisst: reduzieren. Viele
Tierversuche können heute mit einem Bruchteil der ursprünglich
vorgesehenen Anzahl Tiere durchgeführt werden. Neue Technologien
helfen hier ebenso weiter wie verbesserte statistische Methoden.
Beispiele:
   - Untersuchungen ohne chirurgischen Eingriff, wie  
     Magnetresonanzbildgebung (MRI), Positronenemissionstomografie
     (PET) oder Computertomografie (CT). Diese ursprünglich dem
     Menschen vorbehaltenen Technologien finden immer mehr Eingang
     ins Labor. 
   - Den LD50-Test gibt es nicht mehr. Dieser Test zur Ermittlung der
     akuten Toxizität wird nach einem Entscheid der OECD
     zunächst in einer modifizierten Version zugelassen, sodass 
     anstelle von 150 Tieren durchschnittlich noch etwa 8,5 Tiere 
     eingesetzt werden müssen. 
   - Computerverfahren und Laboranalysen kommen in jedem Fall vor dem
     Tierversuch. Dadurch können Substanzen ausgeschieden werden, 
     welche aufgrund ihrer chemischen Struktur Ähnlichkeiten mit 
     bekannt schädlichen Stoffen haben.
Art. 17 des Tierschutzgesetzes (TSchG) verlangt, dass
Tierversuche, welche dem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen,
es in Angst versetzen, sein Allgemeinbefinden erheblich
beeinträchtigen oder seine Würde in anderer Weise missachten, auf das
unerlässliche Mass beschränkt werden.
Refine    
   Refinement besteht aus einer breiten Palette von
Massnahmen, die alle dazu führen sollen, die Belastung der Tiere zu
vermindern.
Beispiele:
   - Haltung von sozialen Tieren in Gruppen.    
   - Anreicherung der Käfige, zum Beispiel mit Häuschen und  
     Holzstücken.  
   - Refinement gilt aber auch bei der Anwendung von 
     Operationsmethoden, der Schmerzstillung oder dem Umgang mit den
     Tieren ganz allgemein. Dazu gehört auch die Definition des
     frühestmöglichen Zeitpunktes, zu welchem ein Versuch beendet
     werden kann.
Für das Refinement sprechen nicht nur tierschützerische Gründe,
sondern auch wissenschaftliche, weil durch die Belastung der Tiere
Versuchsergebnisse verfälscht werden können.
Weitere Informationen finden Sie unter:   
   http://www.forschung3r.ch 
   http://3R-training.tierversuch.ch
   http://ecvam.jrc.it
Stimmen zu 3R
Eine Vision zeitigt Erfolge Hugo Wick, alt Nationalrat, Präsident
der Stiftung Forschung 3R seit 1995.
Seit 20 Jahren fliessen die Forschungsgelder von Bund und
Industrie. Bis Mitte 2007 konnten 108 Projekte unterstützt und mit
der Umsetzung einiger Projekte unzählige Versuchstiere geschont
werden. Wir wollten etwas für die Versuchstiere tun, ohne die
Pharmaindustrie aus der Schweiz zu vertreiben. Dies war der Anstoss
für die Gründung der Stiftung.
Im Dienste der Wissenschaft und der Versuchstiere Christine
Egerszegi-Obrist, Nationalratspräsidentin, Vizepräsidentin des
Stiftungsrates
Ganz ohne Tierversuche geht es noch nicht. Trotz grosser
Anstrengungen in der Vergangenheit sind einige auch heute noch
unerlässlich. Die Stiftung beweist mit ihrer Arbeit, was bewegt
werden kann, wenn sich vermeintliche Gegner an einen Tisch setzen und
mithilfe konkreter Projekte gemeinsame Ziele verfolgen. In der
Stiftung sind Industrie, Behörden, Wissenschaft und Tierschutz in
einmaliger Weise vereint.
3-R-Methoden fördern ist ein gesetzlicher Auftrag Hans Wyss,
Direktor Bundesamt für Veterinärwesen
Das Bundesamt hat den gesetzlichen Auftrag, die Anerkennung und
die Anwendung von 3-R-Methoden zu fördern. Die Förderung gehört denn
auch zu den Prioritäten der BVET-Forschung. Die Ergebnisse sind
Mosaiksteine, welche in der Forschung zu punktuellen Verbesserungen
führen und indirekt zu einem späteren Zeitpunkt auch Auswirkungen auf
die Tierschutzgesetzgebung haben. Beispiele dafür sind die nahezu
versuchstierfreie Herstellung von monoklonalen Antikörpern in der
Schweiz oder der Nachweis bestimmter Bakteriengifte mittels
molekularbiologischer Methoden anstelle von Tierversuchen.
Dialog statt Konfrontation Thomas B. Cueni, Generalsekretär
Interpharma
Das Spannungsfeld zwischen Nützen und Schützen prägt die
Diskussion um Tierversuche. Die Gründung der Stiftung Forschung 3R
war eine europäische Pionierleistung. Das gemeinsame Ziel des
Tierschutzes durch Förderung der Forschung im Bereich 3 R führte
Vertreter unterschiedlicher Interessen an einen Tisch. Das Engagement
von Interpharma ist ein klares Bekenntnis der Industrie für den
Tierschutz im Rahmen der Forschung an und mit Tieren. Die Arbeit ist
noch nicht beendet. Sie steht heute wie in Zukunft im Zeichen des
Dialogs und der Kooperation statt der Konfrontation.
REACH wird die Zahl der Tierversuche massiv erhöhen Thomas
Hartung, Universität Konstanz, Direktor ECVAM
Das Chemikalientestprogramm der EU ist Erfreulich aus Sicht der
Konsumenten, aber es hat gravierende Folgen für die Versuchstiere.
Nach aktuellen Schätzungen wird es zu einem Mehrbedarf von drei bis
vier Millionen Versuchstieren führen. Daher gilt es die entsprechende
Forschung und Entwicklung und Validierung von Alternativmethoden im
Sinne der 3R vermehrt zu fördern. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Mit
den Tierversuchen im Rahmen von REACH soll im Jahr 2011 begonnen
werden.
Refinement ist nicht genug Susanne Schewiller, Animalfree Research
Das 3-R-Prinzip hat einen Wandel in der Beziehung zwischen
Tierschutz und Wissenschaft eingeleitet, indem es den Dialog
ermöglichte. Fast 50 Jahre nach der Propagierung des 3-R-Prinzips ist
es an der Zeit, den Ersatzmethoden den Stellenwert zuzuerkennen, der
ihnen gebührt - dies nicht nur aus tierschützerischen, sondern auch
aus wissenschaftlichen Überlegungen. Bereits Russell und Burch haben
betont, dass es nicht genüge, sich "nur" für das Refinement stark zu
machen. Das Ziel muss immer der Ersatz von Tierversuchen sein.
Das Ziel zählt in der Grundlagenforschung Max Gassmann,
wissenschaftlicher Experte, Universität Zürich
Es liegt in der Natur der Forschung, dass in erster Linie die
Fragestellung, das heisst das Ziel des Projektes oberste Priorität
hat. Die Verantwortung und der Entscheid, ob ein Tierversuch
unerlässlich ist, liegen deshalb bei den Forschenden. Das Prinzip der
3 R bildet den bestmöglichen Rahmen, um diese Wahl zu treffen. Die 3
R sind eine Voraussetzung dafür, gute Forschung zu betreiben bzw.
reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten.
Die wissenschaftliche Publikation der Forschungsdaten
gewährleistet Beachtung Peter Maier, wissenschaftlicher Berater der
Stiftung Forschung 3R
Wenn es um die Durchführung von Tierversuchen geht, sind von Land
zu Land kleinere und grössere Unterschiede festzustellen - auch
kulturelle. Die Stiftung legt daher grossen Wert darauf, dass die
Forschungsdaten nach Abschluss der Projekte publiziert werden. Dies
gewährleistet, dass die Erkenntnisse in den Forscherkreisen beachtet
und in Zukunft berücksichtigt werden.
In Europa haben sich in zahlreichen Ländern Organisationen
gebildet, in welchen sich die vier Interessengruppen Industrie,
Behörden, Hochschulen und Tierschutz zu einem gemeinsamen Vorgehen
betreffend 3 R zusammenfinden. Ihre Dachorganisation ist Ecopa
(European Consensus Platform for Alternatives) mit Sitz in Belgien.
Die Stiftung Forschung 3R in der Schweiz hat tatkräftig zur Gründung
von Ecopa im Jahr 2002 beigetragen.

Kontakt:

Heinz K. Müller
i.A. Stiftung Forschung 3R
Tel.: +41/61/264'34'41
Mobile: +41/79/301'73'90

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