Alle Storys
Folgen
Keine Story von Handelszeitung mehr verpassen.

Handelszeitung

Media Service: Heute in der Handelszeitung Nr. 24 vom 9. Juni 2009

Zürich (ots)

Top-Saläre: Managerlöhne brechen ein
Die weltweite Rezession hinterlässt deutliche Spuren bei den 
Spitzengehältern der grössten Konzerne: Das durchschnittliche Gehalt 
eines Geschäftsleitungsmitglieds verringerte sich 2008 um 16% auf 
knapp 2 Mio. Fr. Klar zurückgestuft wurden die Banken und die 
Industrie. Dies geht aus dem Lohnvergleich der "Handelszeitung" 
hervor. Untersucht wurden die Saläre des obersten Managements und der
exekutiv tätigen Verwaltungsratsmitglieder der 55 grössten Schweizer 
Konzerne.
Hans-Jörg Rudloff, VRP von Barclays Capital: "Die Schweizer 
Grossbanken werden kleiner sein"
Hans-Jörg Rudloff, der langjährige Spitzenbanker der Credit Suisse
und heutige VRP von Barclays Capital, kritisiert CS und UBS: Die 
Institute hätten im Gewinnrausch das Wohl ihrer Kunden vergessen. In 
Zukunft werden CS und UBS laut Rudloff deutlich kleiner sein und nur 
als Luxusmarken für reiche Kunden überleben können, sagt Rudloff im 
Interview mit der "Handelszeitung": "Für Top-Service kann man 
Top-Preise verrechnen. Das gilt nicht nur in der Modebranche und in 
der Autoindustrie, sondern auch im Bankgeschäft", sagt Rudloff. Mit 
Grösse hingegen sei Qualität nicht vereinbar. Und Rudloff warnt vor 
neuen Abenteuern. Zurzeit werde in Emerging Markets expandiert, wo 
der Staat Steuersünder derzeit noch schone. "Da kann ich nur warnen, 
da es in der Konkurrenz um knappes Kapital auch dort nicht leicht 
sein wird, Kunden zu akquirieren", betont Rudloff. Gescheiter wäre es
seiner Meinung nach, "ausschliesslich aus der Schweiz heraus mit 
unserer Kernkompetenz individuellen Personen eine hohe 
Serviceleistung zukommen zu lassen", so Rudloff gegenüber der 
"Handelszeitung".
Joachim Gottschalk, VR-Präsident Gottex: "Bis im Herbst erwarte 
ich frisches Geld"
Joachim Gottschalk, Gründer der Lausanner Vermögensverwalterin 
Gottex, rechnet nur nur noch mit leichten Abflüssen aus den Dachfonds
des Unternehmens. "Bis zum Herbst erwarte ich, dass uns wieder 
frisches Geld zufliesst", so Gottschalk im Interview mit der 
"Handelszeitung". Künftig würden alle Fonds offen bleiben, bis im 
August bringt Gottex zudem zwei neue Hedge-Fonds an den Markt. 
Gottschalk: "Wenn wir mit diesen Initiativen innert eines Jahres 1 
Mrd Dollar an Investorengeldern gewinnen, wäre dies ein grosser 
Erfolg." Der 62-jährige VR-Präsident sieht ausserdem weitere 
Übernahmemöglichkeiten, will sich aber auch "Diskussionen mit 
potenziellen Partnern" nicht verschliessen.
Jelmoli-Investor Walter Fust: "Das Übernahmeangebot ist  zu tief"
Das Übernahmeangebot von Swiss Prime Site für Jelmoli halten 
Jelmoli-Investoren für zu niedrig. Investor und Jelmoli-VR Walter 
Fust plädiert für ein anderes Umtauschverhältnis: "Ich kenne die 
Immobiliengesellschaft SPS gut und halte darum persönlich einen 
Angebotspreis zwischen 9,5 und 10 SPS-Aktien gegen 1 Jelmoli-Aktie 
für angebracht", sagt Fust der "Handelszeitung".  SPS will 7,7 
SPS-Aktien gegen 1 Jelmoli-Aktie eintauschen. Widerstand gegen das 
Angebot zeigen auch andere Aktionäre wie Klaus Wecken. "Ich halte das
Angebot der SPS - und damit stehe ich nicht allein - für zu niedrig. 
Ich werde meine Anteile zu diesem Preis nicht andienen." Doch SPS mag
ihr Angebot nicht verändern und hält am Tauschverhältnis von 7,7 zu 1
fest.
Rieter-CEO Hartmut Reuter: An OC-Oerlikon-Firmen interessiert
Hartmut Reuter, Chef des Winterthurer Textilmaschinenbauers und 
Autozulieferers Rieter, bestätigt im Interview mit der 
"Handelszeitung" sein Interesse an Oerlikon Textile. Die 
Firmengruppe, bis 2006 unter dem Namen Saurer bekannt, wurde vom 
Industriekonzern OC Oerlikon geschluckt. Jetzt, da Oerlikon mit 
massiven Finanzproblemen kämpft, steht die Textilmaschinengruppe zum 
Verkauf. "Wenn die einzelnen Firmen auf dem Markt sind, schauen wir 
sie intensiv an", sagt Reuter. Akquisitionen müssten das 
Unternehmensportfolio von Rieter allerdings verstärken, betont der 
CEO. Mit anderen Worten: Rieter hat zwar jetzt die Möglichkeit, sich 
die Filetstücke seines Erzrivalen zu sichern. Doch eine Übernahme zu 
jedem Preis wird von der Rieter-Führung abgelehnt. Wie es mit dem 
mittlerweile unprofitablen Autozulieferergeschäft von Rieter 
weitergeht, wird derzeit analysiert. Der Verwaltungsrat, dem seit 
diesem Frühjahr auch die Unternehmer Peter Spuhler und Michael Pieper
angehören, prüft offenbar, ob die Aufspaltung des Konzerns sinnvoll 
ist. "Ich kann mir vorstellen, dass dieser Weg aufgrund des 
veränderten Umfelds jetzt geprüft wird", sagt Reuter. Der Verkauf des
Autozulieferergeschäfts wird in der Finanzgemeinde seit Jahren 
gefordert.
Swiss-CEO Harry Hohmeister: "Kader verzichtet auf halbes 
Monatsgehalt"
Während die 7300 Swiss-Angestellten angehalten werden, freiwillig 
unbezahlten Urlaub zu beziehen, machen ihn die Chefs symbolisch, wie 
Harry Hohmeister, designierter Swiss-CEO per 1. Juli, auf Anfrage der
"Handelszeitung" erklärt: "Die Geschäftsleitung und das 
Top-Management haben beschlossen, zwei Wochen unbezahlten Urlaub zu 
nehmen und dennoch weiter zu arbeiten." So gesehen verzichtet das 
Kader auf zwei Wochen Nettolohn. Mit all den eingeleiteten Massnahmen
infolge der Wirtschaftskrise, so Hohmeister weiter, will Swiss "2009 
unter dem Strich einen grossen zweistelligen Millionenbetrag in 
Franken einsparen".
Burckhardt-Compression-CEO Valentin Vogt: "Industrie hat Talsohle 
noch nicht erreicht"
Der Chef des Kompressorenherstellers sieht keine Anzeichen einer 
Stabilisierung. Der Bestellungseingang ist noch nicht auf dem 
gewünschten Niveau, im Notfall ist deshalb ein Personalabbau denkbar.
Neben proaktiven Verkaufsaktivitäten sind auch 
Kostensenkungsmassnahmen geplant. Möglich ist gar eine weitere 
Personalreduktion. "Sollte sich der Bestellungseingang in Zukunft auf
einem deutlich tieferen Niveau bewegen, dann werden wir reagieren 
müssen", so Vogt Valentin Vogt in der "Handelszeitung". Den 
steigenden Ölpreis hält der Burckhart-Compression-Chef dagegen für 
einen positiven Indikator.
Mobilfunk: Swisscom hat die loyalsten Kunden
Schweizer Mobilfunkkunden sind im internationalen Vergleich mit 
Abstand am loyalsten zu ihrem Anbieter. Das Beratungsunternehmen Bain
hat ein Messinstrument entwickelt, das die Kundenloyalität 
feststellt. "Schweizer Kunden sind extrem qualitätsbewusst"», sagt 
Jens Schädler, Partner von Bain in Zürich, zur "Handelszeitung". Ganz
generell sind Kunden mit einem Monatsumsatz von über 100 Fr. am 
loyalsten. Kunden, die weniger als 40 Fr. pro Monat für 
Handyrechnungen ausgeben, zeigen die geringste Loyalität. Kunden der 
Swisscom legen insgesamt den grössten Wert auf Kundenservice - erst 
danach spielt für sie der Preis eine Rolle. Anders ticken die Kunden 
von Orange und Sunrise: Für sie steht der Preis im Mittelpunkt. 
Besonders erfolgreich ist die Swisscom gemäss den Bain-Beratern im 
Halten ihrer Kunden. Und: Sie ist auch am erfolgreichsten, wenn es 
darum geht, abgewanderte Neukunden zu loyalen Kunden zu machen.
Krankenversicherung: Teure Spitäler bringen einen weiteren 
Prämienanstieg
Der kürzlich von Bund und Krankenkassen angekündigte Prämienschub 
von 20 Prozent ist noch nicht alles. 2 bis 3 weitere Prämienprozente 
kommen aufgrund neuer Gesetze dazu: Ab 2012 können die Kantone ihre 
Spitalinvestitionen doppelt verrechnen. "Es ist zu befürchten, dass 
sich in der Übergangsphase das Strommarktdebakel wiederholt", sagt 
Felix Schneuwly, Politikverantwortlicher des Krankenkassenverbandes 
Santésuisse, gegenüber der "Handelszeitung". Gemäss dem Gesetz ist es
nämlich möglich, dass Kantone in der Übergangszeit für ihre Spitäler 
einen hohen Wert budgetieren, obwohl diese bereits vollkommen 
abgeschrieben sind. Doppelvergütungen hätten böse Folgen. "Die 
Krankenkassenprämien könnten wegen der Investitionsneuregelung 
mindestens 2 bis 3 zusätzliche Prämienpunkte steigen", warnt 
Schneuwly. Diese Grössenordnung hält auch Carlo Conti, Vizepräsident 
der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) und Präsident der Swiss DRG,
für realistisch.
Kreditklemme: Firmen müssen sich neue Kredite teuer erkaufen
Banken und Bund wollen nichts von einer Kreditklemme wissen. Doch 
das positive Bild des Kreditmarkts wird durch die vielen neu 
gewährten Immobilienkredite verzerrt, die vier Fünftel der neuen 
Ausleihungen ausmachen. "Der wichtigste Grund für den soliden 
Kreditmarkt ist der Immobilienmarkt", räumt CS-Sprecherin Nicole 
Sabine Pfister-Bachmann ein. Derweil beklagen Vertreter der 
Wirtschaft, dass Firmenkredite rarer und teurer werden. Rudolf 
Horber, Chefökonom des Schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV), stellt
in der "Handelszeitung" fest: "Im allgemeinen gestalten sich die 
Kreditverhandlungen der KMU mit den Banken schwieriger und 
langwieriger als vor einem Jahr; und die letztlich ausgehandelten 
Bedingungen kommen die Kreditnehmer vielfach teurer zu stehen." 
Besonders schwer haben es laut Christian Wunderlin, Projektleiter am 
Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern, 
Firmen, die eine neue Bankbeziehung aufbauen müssen. Das betrifft 
insbesondere Unternehmen, die erstmals einen Bankkredit benötigen.
Stresstest: Versicherer werden auf Herz und Nieren geprüft
Nun gilt es für die Schweizer Versicherer ernst: Ende Juni ist 
jedes Unternehmen verpflichtet, Ergebnisse zum Solvenztest 
vorzulegen. Besonders hart treffen dürfte es die Lebensversicherer, 
da deren Kapitalbedarf stark vom Marktrisiko - insbesondere dem 
Zinsrisiko - abhängig ist. "Die in die gleiche Richtung laufende 
Kumulation der Effekte ins Jahr 2008, tieferes Zinsniveau und höhere 
Volatilitäten, dürfte die Zielkapitalmargen der Lebensversicherer 
stark beeinträchtigen", sagt Peter Brawand, CFO Mobiliar, der 
"Handelszeitung". Für Fragezeichen sorgt derzeit die Auswertung der 
jeweiligen Resultate. So lässt die Finma den Versicherern bei der 
SST-Durchführung mehrheitlich freie Bahn. "Es gibt für 
Erstversicherer zwar jeweils ein Standardmodell, die Aufsicht 
bevorzugt aber klar die Anwendung interner Modelle", sagt Brawand. 
Entsprechend ist es fraglich, ob die unterschiedliche Art und Weise 
der gesammelten Daten überhaupt zu einem aussagekräftigen Resultat 
führen. "Weil die Schweiz, aus europäischer Sicht, im Bereich 
risikobasierte Solvenzaufsicht Pionierarbeit geleistet hat, dürfte es
kaum möglich sein, die Resultate des SST heranzuziehen, um den 
Gesundheitszustand der hiesigen Assekuranzen mit demjenigen der 
Branche in anderen Ländern zu vergleichen", sagt Brawand.
Fachkräftemangel: Situation spitzt sich zu
Trotz Wirtschaftskrise planen zahlreiche grosse Schweizer 
Unternehmen für das laufende Jahr Neueinstellungen und wird sich der 
Mangel an Fachkräften weiter verschärfen. Dies die Resultate der 
Umfrage "Recruiting Trends 2009" des Stellenvermittlers Monster. Die 
Bedeutung der Personalrekrutierung im Ausland wird gemäss Umfrage 
weiter zunehmen. Die Befragung der 500 grössten Unternehmen 
verdeutlicht zudem, dass die Bedeutung des Internets bei Bewerbungen 
stetig wächst. Sechs von zehn Einstellung erfolgen bereits über 
Internet. Erstmals bekommen die Unternehmen mehr elektronische als 
klassische Bewerbungen per Post. Und jede dritte Job-Bewerbung wird 
von den Unternehmen bereits gespeichert.

Kontakt:

Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich
Tel: 043 444 49 00

Weitere Storys: Handelszeitung
Weitere Storys: Handelszeitung