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Klinikdirektoren Unispital Zürich

Offener Brief der Klinik- und Institutsdirektoren und Abteilungsleiter des USZ an den Regierungsrat und den Kantonsrat

Zürich (ots)

Sehr geehrte Regierungsräte, sehr geehrte Mitglieder des Kantonsrats
Wir, die Klinik- und Institutsdirektoren sowie die
Abteilungsleiter des USZ wünschen sich eine offene, sachliche
Diskussion zum Thema Spitzenmedizin. Diesbezügliche Diskussionen
haben bisher unter Ausschluss von uns, den Experten der akademischen
Medizin im Kanton Zürich stattgefunden. Wir möchten nicht erst
wahrgenommen werden, wenn ein medienwirksames Ereignis das USZ zum
Fokus der Tagespresse macht.
Wir wurden dazu gewählt, eine hochstehende medizinische Grund- und
Spitzenversorgung zu gewährleisten, Forschung und Lehre im Fachgebiet
zu leiten und somit die akademische Ausstrahlung des USZ national und
international zu fördern. Es ist für die Zukunft des USZ wesentlich,
dass unser Fachwissen bei wichtigen Entscheiden im Gesundheitswesen
berücksichtigt wird und dass Spitzenmedizin nicht zum Spielball der
Politik wird. Äusserungen, dass das Gesundheitswesen ein "Basar" sei,
dass Chefärzte aus "Prestigegründen" die Herztransplantationen in
Zürich behalten wollen, oder dass sie "Unsicherheiten in ihren
Persönlichkeiten" hätten, schaffen Unmut, lenken von den echten
Problemen ab und sind persönlichkeitsverletzend. Um unsere
schwierigen Aufgaben erfolgreich durchzuführen, brauchen wir
konsistente Rahmenbedingungen, die wir heute vermissen.
Generelle Feststellungen
1. Die Politik muss eine klare Vision für das USZ unterstützen.
Analog zu den USA werden sich einige Universitätsspitäler in Europa
zu Spitzenzentren entwickeln, wie dies ja auch bei Universitäten der
Fall ist. Mit unseren Partnerinstitutionen Uni Zürich und ETH wissen
wir uns klar in der internationalen Spitzengruppe und wollen
Rahmenbedingungen, um weiter dazu gehören zu können.
2. Will die Politik dies nicht, muss auch dies klar kommuniziert
werden. Viele von uns haben Optionen an anderen Universitäten oder in
der privaten Medizin, die wir dann auch wahrnehmen können.
3. Die Zürcher Hochschulen und das USZ sind Wertschöpfungszentren
erster Klasse für den Wirtschaftsstandort Zürich. Zunehmende
Attraktivität dieser Zentren fördert das Wirtschaftswachstum in einem
nachhaltigen Bereich, und dort, wo Zürich auch in Zukunft attraktiv
bleiben kann. Von einem renommierten Universitätsspital profitiert
nicht nur die Wirtschaftsmetropole, sondern alle Einwohner Zürichs
und der benachbarten Kantone, und letztlich sogar der ganzen Schweiz.
4. Wir sind bereit, unser volles Engagement zu bringen. Dies
können wir aber nur, wenn unsere Tätigkeit von unseren Behörden
anerkannt und unterstützt wird. 5. Die Häufung der Schwierigkeiten
bei Berufungen von Chefärzten  am USZ ist nicht zufällig und die
Absage Prof. Carrels ist nur das letzte Fiasko. Sie ist eine Folge
davon, dass die Politik kein klares Bekenntnis zur Spitzenmedizin
ablegt. Widersprüchliche, unpräzise oder nicht umsetzbare
Vereinbarungen werden getroffen. Dies verunsichert und hat nichts mit
persönlicher Unsicherheit zu tun, sondern mit unnötig unsicheren
Rahmenbedingungen.
Transplantationsmedizin als Präzedenzfall
6. Politisch motivierte Verteilung von Leistungen, wie
Transplantationen greifen zu kurz. Nur konzentrierte Anstrengungen
können im internationalen Umfeld Erfolg zeigen. Ereignisse in der
Privatwirtschaft machen dies deutlich. Dass Zürich mit einem
Einzugsgebiet von 2.5 Millionen Einwohnern weiterhin als Zentrum
fungieren muss, bedarf keines Beweises.
7. Eine Qualitätssteigerung erfolgt auch im Gesundheitswesen nicht
durch Planwirtschaft, sondern durch vermehrte Konzentration von
leistungsfähigen Transplantationszentren auf wenige Standorte. Die
fachlich nicht nachvollziehbare Verteilung einzelner Teilbereiche der
Transplantationsmedizin auf verschiedene Standorte ist nichts anderes
als Planwirtschaft. Die Geschichte zeigt, dass Planwirtschaft
Innovation behindert. Auch unter wenigen spitzenmedizinischen Zentren
kann sich auf nationaler Ebene ein produktiver Wettbewerb entwickeln.
Wer den Besten in einem Fachgebiet gewinnen kann, wird in diesem
Bereich auch die besten Leistungen erbringen können..
8. Aufgrund der jahrzehntelangen Tradition der Herzchirurgie und
der Behandlung von Herzkrankheiten am USZ wurde das Thema Herz von
der Universität zu einem Schwerpunktsthema der Universität Zürich
erklärt, und seiner Wichtigkeit wegen wurde ein Lehrstuhl für
Kinderherzchirurgie geschaffen. Die Zürcher Herzchirurgie war über
die letzten Jahrzehnte aus internationaler Sicht die bedeutendste
Herzchirurgie der Schweiz. Eine Auslagerung der Transplantationen ist
von der Sache her nicht gerechtfertigt. Die Therapie des versagenden
Herzens mit einer Herztransplantation als letzte Option ist zentral
für eine Klinik vom Format der Herzchirurgie des USZ. 9. Dass ein
starker Bereich des USZ wie die Herzchirurgie "planwirtschaftlich"
abgewertet wird, bringt keine Einsparungen. Die Infrastruktur dazu
ist vorhanden und auf dem modernsten Stand und die Kompetenz in der
Nachsorge von Transplantierten  muss wegen der anderen
Transplantationsprogramme sowieso vorhanden sein. Das USZ bietet als
einziges Universitätsspital der Schweiz sämtliche
Organtransplantationen an. Die Expertise der einzelnen Gruppen
erlaubt Synergien, die in vielen Situationen unverzichtbar sind. 10.
Die Globalisierung und die Konkurrenz um Spitzenkräfte für
Universitätsspitäler machen auch nicht vor Zürich halt. Es werden
auch attraktive Arbeitsbedingungen und Forschungsmöglichkeiten an
andern Universitäten angeboten. Ein akademisch leistungsstarkes USZ
kommt stets auch der Grundversorgung zu gute, denn neue Erkenntnisse
der Spitzenmedizin von heute bilden wesentliche Elemente der
Grundversorgung von morgen.
Wir bitten die Politischen  Behörden dieses Kantons, klare und
fortschrittliche Rahmenbedingungen für das UniversitätsSpital zu
schaffen. Wir wollen, dass dieses Spital auch in Zukunft das
Vertrauen der Bevölkerung geniesst, und dass die Bevölkerung
weiterhin qualitativ hochstehende klinische Leistungen von uns
erwarten kann und mit uns Freude und Stolz auf Spitzenleistungen
teilt.
Die Klinik- und Institutsdirektoren und Abteilungsleiter des USZ

Kontakt:

Gustav K. von Schulthess, MD, PhD
Professor and Director Nuclear Medicine
University Hospital
Raemistr. 100
CH-8091 Zurich
Switzerland
Tel. +41/1/255'29'44
Fax +41/1/255'44'28
E-Mail: gustav.vonschulthess@bluewin.ch

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  • 01.12.2004 – 19:42

    Stellungnahme der Klinikdirektoren des Universitätsspitals Zürich

    Zürich (ots) - Die Klinikdirektoren des Universitätsspitals Zürich bedauern den Entscheid von Prof. Carrel nicht nach Zürich zu kommen. Von Seiten der Klinikdirektoren besteht der unbedingte und unabdingbare Wille, das USZ als eines der besten Universitätsspitäler Europas zu positionieren und zu halten. Dazu gehört die ganze Transplantationsmedizin. Wir werden auf allen Ebenen alles daran setzen, die ...