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Redaktionskommission der sda

Offener Brief an den Verwaltungsrat der Schweiz. Depeschenagentur

Bern (ots)

Betrifft Solidarität zwischen den Sprachregionen
Sehr geehrte Herren Verwaltungsräte
Im Namen der Redaktion protestiert die Redaktionskommission in
aller Form gegen den Entscheid des Verwaltungsrates, die
Sprachensolidarität der sda zu beschädigen. Sprachensolidarität
innerhalb der sda bedeutet, dass die sda den Schweizer Medien auf
Deutsch und Französisch gleichwertige Dienste zu gleichwertigen
Preisen anbietet.
Das Prinzip wird durch Ihren Entscheid beschädigt, da er
voraussichtlich mit einem erneuten Abbau von Personal innerhalb der
französischsprachigen Redaktion verbunden ist.
Zur Erinnerung: Nach mehreren mit Personalabbau verbundenen
Restrukturierungen in der Redaktion, der Technik und der Verwaltung
in den Jahren 2003 und 2004 haben Sie letzten Herbst ein weiteres
Sparprogramm durchgesetzt. Bis 2008 soll der Aufwand in der sda um
10 Prozent gesenkt werden. Rund die Hälfte davon soll bereits im
laufenden Jahr umgesetzt werden. Dies führt zum Abbau von 10,1
Stellen in der gesamten sda-Redaktion, allein 5 Stellen sind es in
der französischsprachigen Redaktionseinheit.
Auf den ersten Blick scheint der erneute Abbau keine grosse
Sache zu sein: Die Gesamtkosten der französischsprachigen Redaktion
von 8,4 Mio. Fr. müssen um 300'000 Fr. gesenkt werden. Mit welchen
Massnahmen die sda-Direktion den Entscheid umsetzt, ist ihr
überlassen. Es muss mit dem Abbau von 1-2 Stellen gerechnet werden.
Auf den zweiten Blick aber bedeutet der Entscheid, dass es den
deutschsprachigen Hardlinern im Verwaltungsrat gelungen ist, an
diesem Wesensmerkmal der sda, an der eigentlichen "raison d'être"
der grössten Nachrichtenagentur der Schweiz zu rütteln. Das Prinzip
der Sprachensolidarität wird zwar nicht komplett über den Haufen
geworfen. Der rentable deutschsprachige Dienst gleicht weiterhin
den Grossteil der Verluste des französischsprachigen Dienstes aus.
Dennoch ist der Entscheid mit einem kleinen Riss in einer
Staumauer zu vergleichen. Zuerst tröpfelt nur wenig Wasser durch
den Riss. Später wird aus dem Riss aber ein Loch. Die Redaktion der
sda befürchtet einen Dammbruch. Der enge ökonomische Blick der
Verwaltungsratsmehrheit könnte mittelfristig das Grundprinzip der
sda aushöhlen.
Die Redaktionskommission der sda fordert den Verwaltungsrat im
Namen der Redaktion auf, den Entscheid zu überdenken und rückgängig
zu machen.
Weshalb ist die Sprachensolidarität von grosser Bedeutung? Die
sda liefert täglich einen umfassenden Nachrichtenteppich aus allen
Ecken der Schweiz. Die Produktion der Meldungen geschieht
tagtäglich in enger Zusammenarbeit zwischen den Redaktionen der
verschiedenen Sprachen. Der deutsche Dienst hätte nie diesen Umfang
und diese Qualität ohne die Zusammenarbeit mit den
französischsprachigen Kolleginnen und Kollegen. Denn heute gehen
Westschweizer sda-Journalisten auch in Zürich oder Basel an
Medienkonferenzen, die ihre deutschsprachigen Kollegen aus
Zeitmangel nicht abdecken können. Oder bei einem Zinsentscheid der
Nationalbank werden die Reaktionen von beiden Redaktionen gemeinsam
erarbeitet.
Die Verwaltungsratsmehrheit, d.h. vor allem Verleger aus der
Deutschschweiz, unterschätzt die Synergien dieser Zusammenarbeit.
Würde die französischsprachige Redaktion auf einen blossen
Übersetzungsdienst reduziert, müsste die deutschsprachige Redaktion
ausgebaut werden, um einen im Vergleich zu heute gleichwertigen
Dienst anzubieten. Gespart hätten damit die Deutschweizer Verleger
nur wenig.
Die sda spielt eine entscheidende und nicht zu unterschätzende
Rolle im Austausch von News über die Sprachregionen hinweg. Dieser
Austausch ist von eminenter Bedeutung für die mehrsprachige Schweiz
und ihre Demokratie. In Zeiten wo die auseinanderdriftenden Kräfte
in der Schweiz gross sind, wäre die Aufgabe dieser Rolle ein
schwerer publizistischer Fehler der Verleger.
Besorgte Grüsse
Die Redaktionskommission
ots Orginaltext: Redaktionskommission der sda
Internet: www.presseportal.ch

Kontakt:

Französisch: Gérald Hammel +41/31/309'38'49
Deutsch: Thomas Zimmermann +41/21/647'66'67

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  • 28.09.2004 – 07:00

    Die sda-Redaktion fordert einen nationalen GAV

    Bern (ots) - Die Redaktorinnen und Redaktoren der Schweizerischen Depeschenagentur (sda) haben sich in einer firmeninternen Umfrage mit erdrückender Mehrheit für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) ausgesprochen. 92 Prozent der Antwortenden (65 Voten) fordern den Verband Presse Schweiz auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und mit den Gewerkschaftsvertretern einen Gesamtarbeitsvertrag für die ...