Alle Storys
Folgen
Keine Story von Discours Suisse mehr verpassen.

Discours Suisse

Discours Suisse - Steueroasen wollen sich an ethischen Grundsätzen ausrichten

Bern (sda)/ (ots)

Die Kantone reagieren auf die Kritik an der
Pauschalbesteuerung. Sie wollen der Ethik im Umgang mit Steuergeldern
vermögender Ausländer mehr Gewicht verleihen. Die grossen 
Unterschiede zwischen den Kantonen sollen einheitlichen Grundsätzen 
weichen.Es gehe nicht darum, die Pauschalbesteuerung abzuschaffen, 
sagte die Tessiner Finanz- und Wirtschaftsdirektorin Laura Sadis 
(FDP). Vielmehr sollte auf Bundesebene eine Rahmenvereinbarung 
getroffen werden, die die Kriterien für die Besteuerung klarer regle.
Die Reform respektiere die Steuerhoheit der Kantone. Es gelte, die
Pauschalbesteuerung ethisch zu verankern. Der Kanton Zürich hatte im 
Februar die Pauschalbesteuerung nach einer Volksabstimmung 
abgeschafft und damit Druck auf andere Kantone erzeugt.
Revision ist notwendig
Ende Mai nahmen die Finanzdirektoren der Kantone den Ball auf und 
sprachen sich für eine Reform der Besteuerung aus. Luca Albertoni, 
Direktor der Tessiner Handels-, Industrie- und Gewerbekammer, 
unterstreicht seinerseits die Notwendigkeit einer Revision.
Albertoni wie Sadis betonen jedoch, dass die Besteuerung bei 
weitem nicht der einzige Grund für vermögende Ausländer ist, sich im 
Tessin oder anderswo in der Schweiz niederzulassen. Die 
landschaftliche Schönheit, die Lebensqualität, die Infrastruktur und 
die Sicherheit fielen mindestens so stark ins Gewicht.
Kehrseite der Medaille
Dass die Pauschalbesteuerung jedoch auch ihre Kehrseite hat, 
bekommen die Kantone Zug und Schwyz zu spüren. Gemäss einer 
KPMG-Studie zählen sie zwar zu den "Top 10" unter den europäischen 
Steuerparadiesen gemessen an den Einkommenssteuern.
Werden jedoch die Wohnkosten, die Krankenkassenprämien und andere 
kommunale Abgaben mit eingerechnet, so rutscht Zug gemäss einer 
CS-Studie auf den 18. Rang ab, noch hinter Luzern. Allein in den 
letzten zwei Jahren hat Zug in dieser Liste 13. Plätze eingebüsst.
Hohe Mieten, teure Grundstücke und überrissene Preise für 
Immobilien seien eine Folge des aggressiven Steuerwettbewerbs, ist 
Nationalrat Jo Lang, Präsident der Alternativen im Kanton Zug, 
überzeugt. Nur für jene mit einem Einkommen von über 200'000 Franken 
sei es ökonomisch von Vorteil, im Kanton Zug zu wohnen.
Die Erosion belegt Lang mit Zahlen. Im Jahre 2007 hätten gemäss 
Angaben des Bundesamtes für Statistik 2854 Ausländer ihren Wohnsitz 
in den Kanton Zug verlegt. Erstmals seien damit mehr Ausländer als 
Schweizer (2262) zugezogen. Auf der anderen Seite hätten 2604 Zuger 
dem Kanton den Rücken gekehrt, davon 497 Schweizer.
Zug wehrt sich
Der Zuger Finanzdirektor Peter Hegglin (CVP) kontert diese Kritik.
"Die Lebenshaltungs- und Wohnkosten sind in den Kantonen Genf, 
Zürich, Basel und Bern mindestens so hoch wie in Zug. Und diese 
Kantone haben deutlich höhere Steuern. Die Rechnung - tiefe Steuern 
gleich hohe Kosten - geht nicht auf."
Stephan Schleiss, Präsident der Zuger SVP und Grossrat, geht noch 
weiter: "Der Steuerwettbewerb ist das einzige Instrument, um den 
Anstieg der Fiskalquote zu bremsen. Soziale Verwerfungen daraus 
abzuleiten, sei billige Propaganda der Linken. Dank dem Wettbewerb 
stünden sogar mehr Mittel für soziale Aufgaben zur Verfügung.
Westschweiz handelt pragmatisch
Weniger hitzig wird die Steuerdebatte in der Westschweiz geführt, 
obwohl gerade die Kantone Waadt, Wallis und Genf die meisten 
pauschalbesteuerten Ausländer beherbergen. "Wir müssen international 
konkurrenzfähig bleiben", hält der Walliser Ständerat Jean-René 
Fournier fest.
"Es hat genug Platz für alle", so Isabel Balitzer-Domon, 
Sprecherin der Steuerverwaltung in der Waadt. Ohne 
Pauschalbesteuerung hätte der Kanton im letzten Jahr 86 Mio. Fr. 
weniger Steuereinnahmen gehabt. Bei den Gemeinden und beim Bund seien
es nochmals 38 Mio. respektive 45 Mio. Franken.
Ständeratspräsident Alain Berset sieht zwei Gründe für die 
pragmatische Haltung: der andere Bezug der Westschweizer zum Staat 
und die fehlende Debatte über die Verteilung von Zentrumslasten. Die 
Genfer Ständerätin Liliane Maury Pasquier (SP) bringt es auf den 
Punkt: "Die Menschen hier haben einfach andere Sorgen".

Kontakt:

Discours Suisse
c/o FORUM HELVETICUM
Postfach
5600 Lenzburg 1
Tel.: +41/62/888'01'25
Fax: +41/62/888'01'01
E-Mail: info@forum-helveticum.ch

Weitere Storys: Discours Suisse
Weitere Storys: Discours Suisse