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Holzenergie Schweiz

Holzenergie Schweiz: Treibstoff aus Biomasse - Teilweise ein Holzweg

Zürich (ots)

Der Bundesrat will ab dem Jahr 2007 umweltschonende
Treibstoffe von der Mineralölsteuer befreien und die daraus
entstehenden Mindereinnahmen durch eine Steuererhöhung für Benzin und
Diesel kompensieren. Als umweltschonend gelten aus erneuerbaren
Energieträgern hergestellte Treibstoffe. In den kommenden Jahrzehnten
betrifft dies vor allem Treibstoffe aus Biomasse (landwirtschaftliche
Biomasse, biogene Reststoffe, Holz etc.), während langfristig noch
weitere Treibstoffe wie mittels Sonnenenergie produzierter
Wasserstoff eine Rolle spielen können. Die Zielsetzung des Bundes,
den Anteil erneuerbarer Energieträger zu erhöhen, ist ebenso zu
unterstützen wie die Anstrengungen des Kyoto-Protokolls zur Reduktion
der Treibhausgase. Die Förderung von Treibstoffen aus erneuerbaren
Energieträgern ist allerdings im Falle des Holzes kritisch zu
hinterfragen, da die energiepolitischen Ziele der Schweiz
gesamtheitlich und nicht für einzelne Sektoren isoliert verfolgt
werden sollten. Die Befreiung erneuerbarer Treibstoffe von der
Mineralölsteuer kann nämlich dazu führen, dass biogene Energieträger
in den dadurch bevorzugten Verkehrssektor fliessen, auch wenn sie
dort - als Folge der zusätzlichen Verluste zur Umwandlung zu
Treibstoff - nicht den maximalen energetischen und
volkswirtschaftlichen Nutzen erzielen.
Die Treibstoffherstellung aus Holz (Biodiesel und Methan als
Erdgasersatz) ist zwar technisch beherrschbar, hat aber zwei
gewaltige Nachteile. Erstens setzt eine kommerzielle Nutzung
Grossanlagen voraus, wobei eine einzige Anlage ohne weiteres das
gesamte Schweizer Energieholz aufbrauchen könnte. Zweitens - und dies
ist viel entscheidender - geht durch die Umwandlung von Holz zu
Treibstoff rund die Hälfte des Energieinhalts (je nach Verfahren
zwischen 45% und 60%) verloren. Auch der theoretisch höchstmögliche
Wirkungsgrad ist im Vergleich zu anderen energetischen
Nutzungsmöglichkeiten ungenügend und unter dem Gesichtspunkt der
Ressourcenökonomie nicht zu verantworten. Der Treibstoffherstellung
ist deshalb die Verwendung von Holz zur Wärme- und Stromerzeugung
gegenüber zu stellen. Da hier die Umwandlung zu Treibstoff entfällt,
erzielen die Wärme- und Stromerzeugung über die gesamte Energiekette
betrachtet einen wesentlich höheren Wirkungsgrad. Aus Holz erzeugter
Treibstoff kann deshalb nur 50% bis 75% des Beitrags zur
Energieversorgung und CO2-Einsparung leisten wie zur Wärme- und
Stromerzeugung eingesetztes Holz. Die Verwendung als Treibstoff ist
deshalb nur dann zu rechtfertigen, wenn die Wärme- und Stromerzeugung
zu 100% erneuerbar erfolgt. Da das verfügbare Energieholz den Wärme-
und Strombedarf der Schweiz jedoch bei Weitem nicht decken kann,
sollte es deshalb mit maximalem Wirkungsgrad zur Wärme- und
Stromerzeugung genutzt werden. Eine unspezifische Förderung
erneuerbarer Treibstoffe bewirkt folglich, dass das Holz im Falle der
Umwandlung zu Treibstoff weniger zur Energieversorgung beiträgt als
wenn es effizient zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt wird.
Während Holz als CO2-neutraler Rohstoff bei der
Waldbewirtschaftung anfällt, steht in vielen Ländern auch die
Herstellung von Treibstoffen aus dem Anbau von nachwachsenden
Rohstoffen zur Diskussion. Auch dabei gilt es, die Effizienz der
gesamten Energiekette zu betrachten. Entscheidend ist die Erzielung
eines hohen Erntefaktors, welcher das Verhältnis von produzierter
Energie zur investierten Energie beschreibt. Allerdings erzielen
beispielsweise die Gewinnung von Rapsmethylester aus Raps oder von
Ethanol aus Zuckerrüben in Europa lediglich Erntefaktoren von 1,5 bis
2,5, was das Potenzial von Energiepflanzen in Europa beschränkt. Für
Biomasse aus anderen Kontinenten ist zu beachten, dass die Reduktion
von Treibhausgasen als globales Ziel zu verfolgen und die regional
anfallende Biomasse somit vorab im Ursprungsland zu nutzen ist. Die
grösste Produktion von Treibstoffen aus Biomasse weist Brasilien auf,
wo seit den siebziger Jahren Ethanol aus Zuckerrohr hergestellt und
heute zu rund einem Viertel dem Benzin beigemischt wird. In den
kommenden Jahren ist noch eine Verdopplung der Produktion geplant. Da
die Herstellungskosten von Ethanol in Europa rund dreimal so hoch
sind, ist in Zukunft mit einem zunehmenden Export von Ethanol aus
Brasilien nach Europa zu rechnen. Für die Schweiz ist ein
Ethanol-Import wegen der Mineralölsteuer (und auch noch wegen des
derzeitigen staatlichen Alkohol-Import-Monopols) heute kaum
attraktiv. Wenn jedoch die Verwendung von Ethanol in Europa gefördert
wird, kann dies einen Import aus Brasilien auslösen. Dies steht
jedoch einer globalen Minimierung der CO2-Emissionen entgegen,
solange Brasilien nicht selbst hundertprozentig erneuerbar versorgt
wird, was weder der Fall noch absehbar ist.
Der Einsatz von Treibstoffen aus Biomasse kann für ausgewählte
Rohstoffe sinnvoll sein. In der Schweiz betrifft dies etwa die
Nutzung von Biogas aus der Landwirtschaft und Kompogas aus
Reststoffen, nicht aber die Treibstoffherstellung aus Holz. Eine
unspezifische Förderung von Treibstoffen aus Biomasse, wie dies eine
Befreiung von der Mineralölsteuer in der Schweiz zur Folge hätte,
kann sich folglich kontraproduktiv auf die Ziele der Energiepolitik
auswirken. Der Bund sollte deshalb Lenkungsinstrumente schaffen,
welche energieträgerspezifisch eine maximale Effizienz und
Wertschöpfung der erneuerbaren Energieträger sicherstellen. Im Fall
von Holz heisst dies vor allem Produktion von Wärme und - wo sinnvoll
 - von Strom.

Kontakt:

Christoph Rutschmann
Geschäftsführer
Holzenergie Schweiz
Neugasse 6
8005 Zürich
E-Mail: rutschmann@holzenergie.ch
Internet: www.holzenergie.ch

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