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Agroscope FAW Wädenswil

FAW: Kirschen: Befruchtung nicht mehr selbstverständlich

Reichlich Kirschen gibt es nur, wenn es auch mit der 
Befruchtung klappt. Doch das ist immer weniger gewährleistet, da in 
den modernen Kirschen-Anlagen nur noch ein paar wenige Sorten 
angebaut werden. Verschärft wird das Problem, weil immer weniger 
Leute imkern wollen.
(ots)

Die meisten Kirschensorten können sich nicht selbst befruchten; sie brauchen eine passende andere Sorte als Pollenspender. Ertrags- und Befruchtersorte sollten zudem möglichst gleichzeitig blühen. Von den vielen neuen Kirschensorten, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, wusste man bisher zu wenig genau, welche sich gegenseitig gut befruchten. Für Obstbauern, die eine neue Kirschen-anlage pflanzen wollten, stellte die Sortenwahl deshalb eine echte Knacknuss dar. Fachleute der Forschungsanstalt Agroscope FAW Wädenswil haben die Befruchtungsverhältnisse der Kirschen nun unter die Lupe genommen. Da sie dafür erstmals molekulargenetische Methoden anwendeten, wurden die aufwändigen Feldversuche hinfällig, für die man bisher zwei bis drei Jahre gebraucht hatte. Steinobst-Expertin Judith Ladner wird am kommenden Sonntag am jährlichen Treffen der Steinobst- Branche in Wintersingen (BL) die Ergebnisse erläutern.

Ohne die Biene geht fast nichts 
Wenn die Bäume zusammenpassen, muss noch der Pollen von der einen 
Blüte zur anderen gelangen. 90 Prozent dieser Bestäubungsarbeit 
leisten die Honigbienen, den Rest erledigen andere Insekten. Nichts 
und niemand bestäubt Kirschbäume effizienter und günstiger als die 
Biene. Obwohl es heute in der Deutschschweiz 100’000 Bienenvölker 
weniger gibt als noch 1987, ist die Bienendichte immer noch hoch 
(148’000 Völker, das entspricht rund 5 Milliarden Bienen). Der 
Rückgang ist unter anderem auf die Varroamilbe zurückzuführen. 
Diesen Parasiten kann man zwar bekämpfen. Doch weil die Milben seit 
einigen Jahren Resistenzen gegen die chemischen Bekämpfungsmittel 
zeigen, verwendet man heute vorwiegend natürliche Produkte (wie etwa 
ätherische Öle), die aber schwieriger anzuwenden sind. Der 
Bienenspezialist Josef Brägger wird an der Steinobst-Tagung in 
Wintersingen (BL) der Branche dazu Red und Antwort stehen. 
Problematischer als die aktuelle Zahl der Bienen ist jedoch, dass 
immer weniger Leute imkern wollen. Wer sich um Bienen kümmert, hat 
Verpflichtungen und kann weniger flexibel und mobil sein, als es dem 
gesellschaftlichen Trend entspricht. Zudem werden 80 Prozent der 
Schweizer Imkerei als Hobby betrieben, sodass die Bienenvölker oft 
nicht dort stehen, wo sie für den Obstbau nötig 
wären.
Keine Langstreckenflieger
Will man eine maximale Kirschenernte erreichen, sind gute Kenntnisse 
über die Befruchtung von Kirschensorten und das Verhalten der Bienen 
unverzichtbar. Oft enthalten Kirschen-Anlagen zuwenig 
Befruchterbäume, oder sie sind zu weit vom Bienenstock entfernt. Es 
sollten mindestens drei Sorten gepflanzt werden, die sich 
gegenseitig befruchten können, und die Befruchterbäume müssen 
möglichst regelmässig verteilt sein. Denn die Bienen fliegen nicht 
kreuz und quer durch die Anlage, sondern eher den Reihen entlang. 
Honigbienen sind keine Langstreckenflieger. 
Versuche, Bäume mit Zuckerlösung zu besprühen und damit Bienen 
zusätzlich anzulocken, zeigten zuwenig Wirkung. Besser als ein 
grosses Bienenhaus irgendwo auf dem Gelände ist das Aufstellen von 
mobilen Bienenkästen in der Kirschen-Anlage selbst. Da die Bienen 
während der Blühperiode vor allem auf einer einzigen Pflanzenart 
Nektar und Pollen sammeln – auf derjenigen, der sie zuerst begegnet 
sind – sollte die Wiese im Umkreis der Kirschbäume kurz bevor sich 
die Kirschblüten öffnen gemäht werden. Und natürlich brauchen die 
Bienen eine gute Pflege, damit sie ihre wertvolle Arbeit leisten 
können. Immerhin: Honigbienen erzeugen durch die Bestäubung von 
Nutzpflanzen in der Schweiz jährlich einen volkswirtschaftlichen 
Wert von Fr. 1'400 je Bienenvolk.
*************
Bilder
Sie können diesen Text sowie Bilder zum Thema in einer Bildqualität 
von einem MB von unserer Website herunterladen: www.medien.faw.ch
Weitere Auskünfte
Judith Ladner
Steinobst-Expertin
Leiterin Extension Obst- und Rebbau
Agroscope FAW Wädenswil
Eidg. Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau
Tel. 01 783 62 9
Mobile: 079 592 80 57 
Judith.Ladner@faw.admin.ch
Josef Brägger
Bienenspezialist
Kantonale Zentralstelle für Obstbau Solothurn
Bildungszentrum Wallierhof
Tel. 032 627 09 77
Mobile: 079 689 26 74 
Josef.Braegger@vd.so.ch
Kathrine Schwab
Medienverantwortliche
Agroscope FAW Wädenswil
Eidg. Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau
Tel. 01 783 62 72
Mobile: 079 593 98 85 
Kathrine.Schwab@faw.admin.ch

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