Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schweizerisches Rotes Kreuz / Croix-Rouge Suisse mehr verpassen.

Schweizerisches Rotes Kreuz / Croix-Rouge Suisse

Migration – ein Beitrag zur Entwicklung?

Bern (ots)

Migration als Schrittmacher für Entwicklung und als
Instrument zur Reduktion von Armut: Diesem von der UNO lancierten 
und international stark diskutierten Thema widmete sich die 
diesjährige Fachtagung des Schweizerischen Roten Kreuzes 
(SRK) „Migration – ein Beitrag zur Entwicklung?“ vom 30. November in 
Bern.  An der Tagung nahmen 160 Vertreterinnen und Vertreter aus 
Wissenschaft, von Behörden, Hilfswerken und aus der Praxis teil.
Im Kampf gegen Armut und Perspektivlosigkeit wollen viele 
Migrantinnen und Migranten nicht nur ihre eigene Situation, sondern 
auch jene ihrer Familien im Herkunftsland verbessern. Hierin 
bestehen gewisse Parallelen zu den Zielen staatlicher und nicht-
staatlicher Akteure im Bereich Entwicklungshilfe und -politik. 
Das SRK strebt eine engere projektbezogene Kooperation seiner 
Departemente Internationale Zusammenarbeit und Migration im Bereich 
der Informationsvermittlung und Reintegrationshilfe für Migrantinnen 
und Migranten an. Jean-François Giovannini, Mitglied des 
Rotkreuzrats, betonte an der Tagung, dass dem SRK als Anwalt der 
verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft darüber hinaus daran 
gelegen sei, grundlegende ethische und humanitäre Fragen zur 
Diskussion zu stellen. Dabei gehe es vor allem um die Perspektive 
der Betroffenen selber.
Walter Fust, Direktor der DEZA, unterstrich, dass es heute keine 
rein nationale Interessenpolitik mehr geben könne. Die Schweiz müsse 
immer auch die Lösung globaler und regionaler Probleme mitdenken. 
Nötig sei deshalb die Kohärenz von Entwicklungs-, Handels-, 
Rüstungsexport- und Steuerpolitik (leztere im Zusammenhang mit der 
Korruptionsbekämpfung). Bezüglich der irregulären Migration monierte 
Fust, dass die kurzfristige Sicht mit den Zielsetzungen 
langfristiger Politik in Übereinstimmung gebracht werden müsse.
Thomas Daum, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, wies 
darauf hin, dass schweizerische Unternehmen im Ausland 1,7 Mio 
Arbeitnehmende beschäftigen. Die Schweizer Wirtschaft leiste damit 
einen grossen Beitrag zur Verhinderung armutsbedingter Migration. 
Umgekehrt habe die Ausbildung, die Migranten in der Schweiz 
erhalten, einen positiven Effekt für die Herkunftsländer.
Der neue Trend, Migration als Entwicklungspotenzial zu begreifen, 
sei mit erheblicher Vorsicht zu geniessen, sagte Martina Backes vom 
informationszentrum 3. welt in Freiburg (BRD. Bis jetzt sei 
Migration primär unter einem ökonomischen Blickwinkel wahrgenommen 
worden: Migranten hätten „möglichst billig, flexibel, fügsam“ zu 
sein. Sie monierte blinde Flecken in der gegenwärtig geführten 
Debatte: „Wie kann zum Beispiel verhindert werden, dass Migranten 
zum billigen Ersatzmodell anstelle sozialstaatlicher 
Sicherungssysteme werden und zugleich der Industrie als 
kostengünstiger Produktionsfaktor dienen?“
Nina Allen von der Global Commission on International Migration 
(UNO) hob die Verletzlichkeit von Migrantinnen hervor, die oft 
in „unsichtbaren“ Bereichen der Wirtschaft arbeiteten. Sie wünschte 
sich mehr Forschung zur Frage, inwieweit die zunehmende 
Feminisierung der Migration – immer mehr Frauen verlassen ihr 
Herkunftsland unabhängig von Männern – zur Befreiung der Frauen 
beiträgt und Vorteile für die Entwicklung in ihrem Land bringt.
In der Podiumsdiskussion wurde u.a. die Frage diskutiert, welche 
Vorteile bzw. Nachteile die Möglichkeit zu temporärer Migration 
böte. Alfred Fritschi (DEZA) betonte die Notwendigkeit eines 
migrationspolitischen Dialogs zwischen Empfänger- und 
Herkunftsländern, um den Interessen beider Seiten Rechnung zu 
tragen. Und Kanyana Mutombo von der Zeitschrift „Jeune Afrique“ 
forderte nichts mehr und nichts weniger als „Respekt“ für die 
Migrantinnen und Migranten: „Migration ist menschlich.“
In Workshops wurde unter anderem die Frage der Bedeutung der von 
Migranten in die Herkunftsländer überwiesenen Geldbeträge und die 
Rolle von Migrantinnennetzwerken für Integration und Reintegration 
diskutiert.
Weitere Informationen:
Heinz Heer, Leiter Kommunikation, Departement Migration SRK, Tel. 
079 689 69 00
Dieser Text kann über Internet abgerufen werden: www.redcross.ch

Weitere Storys: Schweizerisches Rotes Kreuz / Croix-Rouge Suisse
Weitere Storys: Schweizerisches Rotes Kreuz / Croix-Rouge Suisse