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Sucht Schweiz / Addiction Suisse / Dipendenze Svizzera

SFA : Kauf von Zigaretten - für Jugendliche ein Kinderspiel

Lausanne (ots)

Jugendliche erhalten problemlos Zigaretten. Dies
zeigen Testkäufe der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und 
andere Drogenprobleme im Kanton Waadt. Die Waadt setzte als erster 
Kanton ein Verkaufsverbot von Tabakwaren an unter 18-Jährige in 
Kraft. Doch die Umsetzung ist noch unzulänglich: Über 85 Prozent der 
getesteten Verkaufsstellen waren bereit, den Jugendlichen Zigaretten 
zu verkaufen - eine Besorgnis erregende Bilanz. Der Vollzug muss 
dringend verbessert werden.
Seit Anfang 2006 dürfen im Kanton Waadt Tabakwaren nicht mehr an 
Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden. Die Schweizerische 
Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) wollte 
wissen, wie die gesetzliche Vorgabe in der Praxis greift. Sie führte 
während zehn Tagen Testkäufe durch, welche die Verkaufsstellen im 
ganzen Kanton nach einem repräsentativen Verteilschlüssel abdecken. 
Acht Jugendliche, Mädchen und Jungen unter 18 Jahren, absolvierten 
396 Testkäufe. 340 Geschäfte hielten sich nicht an die gesetzliche 
Vorgabe: Somit waren 86 % aller getesteten Läden bereit, den 
Jugendlichen die Zigaretten zu verkaufen. In 56 Fällen wurde die 
Abgabe verweigert, wobei das Personal meistens nach einem 
Personalausweis fragte. Insgesamt verlangte aber weniger als eine von
fünf Verkaufsstellen einen Ausweis. In 52 Fällen kam es in der Folge 
zu keinem Verkauf. Erstaunlich ist, dass in 19 Fällen die Zigaretten 
dennoch ausgehändigt wurden.
In vier von fünf Fällen erhielten die jüngeren Testkäufer (15 
Jahre oder jünger) die Zigaretten. Bei den 17-Jährigen ist der Anteil
mit über 90 % noch höher. Dies zeigt die Schwierigkeit, das Alter von
Jugendlichen richtig einzuschätzen. Die jüngeren Testkäufer mussten 
den Ausweis häufiger zeigen als die älteren, jedoch auch nur in 22 % 
der Fälle.
Unterschiede gibt es je nach Art der Verkaufsstellen 
(Detailhandelsgeschäfte, Tankstellenshops, Kioske). Etwas weniger 
schlecht als die übrigen Geschäfte schnitten die grossen Ladenketten 
ab, wo der Verkauf in 60 % der Fälle akzeptiert wurde.
Informationsmaterialien sollen Vollzug unterstützen
"Das Verkaufspersonal hat eine schwierige Aufgabe zu lösen", räumt 
Michel Graf, Direktor der SFA, ein. Welche Strategie am besten wirkt,
zeigen laut SFA-Direktor die Testkäufe deutlich: "Das Personal soll 
sich trauen, einen Ausweis zu verlangen, um das Alter der 
jugendlichen Kundschaft zu erfahren". Dazu benötigen sie die 
Unterstützung der Geschäftsinhaber. Wichtig sind Information und 
Schulung. Damit sich das Personal korrekt verhalten kann, braucht es 
eine klare Legitimation. Dabei helfen Hinweisschilder mit dem 
gesetzlichen Abgabealter. "Entscheidend ist, dass die Gesellschaft 
das Abgabeverbot kennt und mitträgt", ergänzt Michel Graf.
Mit dem Centre d'information pour la prévention du tabagisme, le 
CIPRET-Vaud, suchte die SFA nach Lösungen, um den Vollzug zu 
unterstützen. Praktische Materialien können die hektische Arbeit an 
der Kasse erleichtern. Entstanden ist ein neues Faltblatt für das 
Verkaufspersonal. Es beschreibt, wie die Verkäuferinnen und Verkäufer
auf die gesetzlichen Bestimmungen hinweisen können und was in 
schwierigen Situationen zu tun ist. So finden sie als Hilfsmittel 
eine Tabelle, um auch im Stress das Alter anhand des Jahrgangs rasch 
zu ermitteln. Die Publikation in Französisch ist auf den Kanton Waadt
zugeschnitten, kann aber für andere Kantone im Hinblick auf eine 
andere Altersgrenze oder Gesetzestexte adaptiert werden.
Zudem stellt die SFA Aushängeschilder für die Verkaufstellen zur 
Verfügung, welche das gesetzliche Abgabealter nennen und darauf 
hinweisen, dass ein Personalausweis verlangt werden darf. Zur Frage, 
wie Eltern das Rauchen ihrer Kinder ansprechen können, gibt der neu 
überarbeitete Leitfaden der SFA Antworten. Neben der Information über
Gesprächssituationen zwischen Eltern und Kind, über Tabakabhängigkeit
und gesundheitliche Risiken des Rauchens enthält der Leitfaden 
nützliche Links und Adressen von Beratungsstellen.
Jugendliche greifen zu Zigaretten
Wie die Schülerbefragung von 2006 zeigt, greifen rund 10'000 der 
15-Jährigen jeden Tag zur Zigarette. Mehr als zwei Drittel von ihnen 
rauchen schon am frühen Morgen. Die grosse Mehrheit der täglich 
rauchenden Jugendlichen raucht mindestens sechs Zigaretten am Tag, 
und mehr als 80 Prozent von ihnen sagen, dass sie rauchen, weil sie 
es nicht schaffen, die Finger vom Glimmstängel zu lassen.
Der Nutzen von Verboten
Die Schweiz kennt kein nationales Gesetz für den Verkauf von 
Zigaretten. In acht Kantonen liegt das Abgabealter bei 16 Jahren (GR,
LU, SO, SG, TG, ZH, VS, AR), in vier Kantonen bei 18 Jahren (BL, BS, 
BE, VD). Der Kanton Waadt war der erste Kanton, der ein solches 
Verbot einführte. Seit Anfang 2008 ist in der Waadt auch der Zugang 
zu Zigaretten-Automaten eingeschränkt: Die Automaten sind entweder 
für das Personal in Sichtweite, so dass der Zugang beaufsichtigt 
werden kann, oder sie müssen mit Jetons umgerüstet sein. Wer hier ein
Päckli Zigaretten kaufen will, muss sich zuerst an einer Kasse einen 
Jeton besorgen. Die SFA geht davon aus, dass generell bei den 
Automaten der Jugendschutz nicht wirksam greift.
Verkaufsverbote von Tabakwaren an Kinder und Jugendliche sind ein 
wichtiges Präventionsinstrument. Die Einschränkung der Erhältlichkeit
kann den Konsumeinstieg verhindern oder hinauszögern. Voraussetzung 
ist, dass die Vorschriften beachtet werden. Polizeikontrollen sind 
unerlässlich und wo nötig sind Bussen auszusprechen.
Das Tabakverkaufsverbot an Minderjährige ist eine der Massnahmen, 
zu der sich die Schweiz als Unterzeichnerin des WHO-Tabakkonvention 
im Juni 2004 verpflichtet hat. Diese enthält die Grundsätze, die in 
den nächsten Jahren weltweit für den Umgang mit Tabak und Tabakwaren 
gelten sollen, um tabakbedingte Probleme zu vermindern.
Die folgenden Informationsmaterialien können bei der SFA bezogen 
werden:
- Faltblatt der SFA und CIPRET für die Verkaufsstellen im Kanton 
Waadt in französischer Sprache
- Schilder zur Regelung des Verkaufs von Tabakwaren in Deutsch und 
Französisch
- Leitfaden für Eltern in Deutsch und Französisch.
Der vollständige Bericht der SFA zu den Testkäufen ist auf der 
Webseite der SFA in französischer Sprache verfügbar. Er erläutert 
neben den Ergebnissen auch die Testmethode gemäss international 
gängiger Praxis.
Die SFA in Kürze
Für die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere 
Drogenprobleme (SFA) steht der Schutz der Gesundheit im Zentrum. Die 
SFA will Probleme verhüten oder vermindern, die aus dem Konsum von 
Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen. Die SFA 
konzipiert und realisiert Präventionsprojekte, engagiert sich in der 
Gesundheitspolitik und der psychosozialen Forschung. Die SFA ist eine
private, parteipolitisch unabhängige Organisation mit gemeinnützigem 
Zweck.
Diese Medienmitteilung finden Sie auch auf der Internetseite der 
SFA:
www.sfa-ispa.ch/index.php?IDtheme=64&IDcat24visible=1&langue=D

Kontakt:

Monique Helfer
Medienverantwortliche SFA
mhelfer@sfa-ispa.ch
Tel.: 021 321 29 74

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