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Sucht Schweiz / Addiction Suisse / Dipendenze Svizzera

Stationäre Suchttherapie auf dem Prüfstand: Wie lange soll eine erfolgreiche Suchttherapie dauern?

Lausanne (ots)

Angesichts der fortgesetzten Debatte in der
Schweiz über die vertretbaren Kosten der stationären Behandlung von
Suchtkrankheiten weist die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und
andere Drogenprobleme (SFA) auf eine Expertise aus Deutschland hin.
Die Expertinnen halten darin fest, dass die Dauer einer stationären
Suchttherapie einen wichtigen Einfluss auf den Therapieerfolg hat,
doch nur innerhalb bestimmter Zeitfenster (3-9 Monate) und für
Patienten und Patientinnen mit „durchschnittlichen Störungen".
(SFA) Auch in der Schweiz befinden sich viele Einrichtungen der
stationären Suchtbehandlung unter Druck belegen zu müssen, dass ihre
Therapien etwas bewirken. Oft steht im Mittelpunkt der
Effektivitätsdebatte die Frage, ob die Dauer der Behandlung den
Therapieerfolg direkt beeinflusst, wobei natürlich
Kostengesichtspunkte im Hintergrund mitschwingen. In Deutschland ist
soeben eine Expertise des renommierten Instituts für
Therapieforschung in München erschienen, in der das verfügbare
Fachwissen zu dieser Frage zusammengetragen worden ist. Kostenträger,
die gerne ein paar Monate Krankenhausaufenthalt für ihre Versicherten
sparen möchten, aber auch Kliniken, die ihre Patienten und
Patientinnen nicht zu früh aus der stationären Behandlung entlassen
möchten, können aufatmen: die Behandlungsdauer hat zwar - nach
Ansicht der Expertinnen - einen Einfluss auf den Therapieerfolg, aber
nur innerhalb bestimmter Zeitfenster und für Patienten und
Patientinnen mit „durchschnittlichen Störungsausprägungen". Zu lange
oder zu kurze Klinikaufenthalte etwa für schwere Fälle, die zudem an
anderen psychischen Störungen leiden, lassen die Chancen auf eine
Heilung sinken. Es kommt also immer auch auf den Einzelfall an und ob
es sich um Alkohol- bzw. Drogenabhängigkeit oder kombinierte
Störungen handelt.
Therapiedauer ist nicht beliebig abkürzbar
Bei ihrer internationalen Literatursichtung kommen die Expertinnen
zum Ergebnis, dass der optimale Klinikaufenthalt für Alkoholabhängige
3-6 Monate, derjenige für Abhängige anderer Drogen 4-9 Monate
betragen sollte. Darüber hinaus waren keine weiteren
Behandlungserfolge mehr festzustellen. Kürzungen der Behandlungsdauer
auf die unteren Grenzen der Zeitfenster sind nur denkbar bei
Patienten- und Patientinnengruppen mit durchschnittlichen Störungen
und bei einer verbesserten Therapieintensität. Trotz dieser
interessanten Ergebnisse sollten nach Ansicht der SFA andere Faktoren
für den Behandlungserfolg als die reine Dauer derselben nicht
vernachlässigt werden: etwa Therapieinhalte,
Therapeut-Patienten-Verhältnis und Merkmale der Einrichtungen.
Quelle :D. Sonntag, J. Küntzel: Hat die Therapiedauer bei alkohol-
und drogenabhängigen Patienten einen positiven Einfluss auf den
Therapieerfolg? Sucht, Sonderheft 2, Dezember 2000.

Kontakt:

Sekretariat Prävention und Information, Tel. +41 (0) 21 321 29 69

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