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Staatskanzlei Luzern

Zentralschweizer Literaturförderung - Entscheid der Jury

Luzern (ots)

Seit fünf Jahren veranstalten die sechs
Zentralschweizer Kantone einen gemeinsamen Wettbewerb zur
Literaturförderung. Die Jury hat die Preisträger des Jahres 2004
bestimmt.
Die Jury 2004 bestand aus Nicole Müller, Jurypräsidentin (Autorin,
Küsnacht/ZH), Egon Ammann (Verleger, Zürich), Urs Bugmann (Kritiker,
Kriens), Doris Hurni (Buchhändlerin, Luzern) und Peter Weber (Autor,
Zürich). Eingereicht wurden dieses Jahr insgesamt 68 Arbeiten. Die
Jury war der Ansicht, dass keines der eingereichten Werke die
Kriterien einer besonderen Auszeichnung erfüllte. Ein Hauptpreis
wurde deshalb dieses Jahr nicht vergeben.
Eine Autorin und drei Autoren kommen in den Genuss eines
Werkbeitrags von je Fr. 10'000. Es sind dies: Selina Gnos (Wien,
zuvor Zug ZG), Erwin Koch (Hitzkirch LU), Lorenz Schaffner (Schachen
LU) und Carlo Stuppia (Lachen SZ). Ein Beitrag zur Nachwuchsförderung
in der Höhe von Fr. 3'000 geht an Karin Krummenacher (Sarnen OW).
Insgesamt standen für die Werkbeiträge Fr. 60'000 zur Verfügung.
Der nicht ausgeschöpfte Teil des Kredites bleibt zweckgebunden und
wird für die Zentralschweizer Literaturförderung 2005/06 zur
Verfügung stehen.
Bericht der Jury
Carlo Stuppia erhält einen Beitrag der Zentralschweizer
Literaturförderung für die Weiterarbeit an seiner romanhaften
Erzählung "Bricht". Friedrich Bricht, ein junger Mann, verliert nach
der Trennung von seiner Freundin den Boden unter den Füssen. Stuppia
erzählt Brichts alptraumhaften Selbstverlust, seinen Klinikaufenthalt
und den Versuch, ein neues Leben zu beginnen, in einer
disziplinierten Sprache, die das ernste Thema mit lakonischem Witz
unterläuft. Stuppia agiert als Autor stilsicher, listig und
erfahrungssatt. Die Figuren sind plastisch. Dass Liebe nicht blind
macht, sondern im Gegenteil den Blick für das Detail ungemein
schärft, ist nicht der geringste Gewinn, der sich aus der Lektüre von
Stuppias Text ziehen lässt.
Lorenz Schaffner wird ausgezeichnet für einen Text, der bezüglich
seines Genres zwischen Kurzroman und Novelle angesiedelt ist. Der
Text mit dem Titel "1/2 Leben" und dem Untertitel "Ein Bericht für
die Ausplatzierungsberaterin" beinhaltet eine mit thrillermässiger
Spannung aufgeladene Reflexion über die Leistungsgesellschaft.
Geschickt lässt der Autor in der Schwebe, ob der Bericht eine
apokalyptische Zukunft skizziert oder unsere Gegenwart rapportiert,
ein Verfahren, das den Blick der Leser auf die Aktualität schärft.
Über die Geschichte hinaus überzeugten an Schaffners Text Musikalität
und Rhythmus der Sprache.
Siegfried Kuhn, geboren 1944, ist arbeitslos. Der ausgebildete
Koch erfindet eine Seife, die Erdöl aufzulösen vermag und manövriert
sich - da sich niemand wirklich für diese Erfindung interessiert - in
ein Drama. Sorgfältig und genau schildert Erwin Koch die Geschichte
eines Verlierers. Der vorgelegte Beginn von Erwin Kochs zweitem Roman
überzeugte die Jury durch seine erzählerische Ökonomie. Die
ausgeprägt lakonische Sprache erzeugt ein Maximum an Wirkung, die
Szenen sind mit einem sicheren Sinn für die nach aussen hin nicht
sichtbaren Abgründe des Menschen gesetzt. Mit einem Beitrag möchte
die Jury Erwin Kochs weitere Arbeit als Romancier unterstützen.
"Sie liess ihre ganze Sehnsucht auf die Menschen los und
verzauberte sie.", schreibt Selina Gnos über eine ihrer Figuren in
der Erzählung "Blindgänger". Eine Aussage, die ohne Einschränkung
auch für die drei längeren Erzählungen gelten darf, die die Autorin
vorgelegt hat. Gnos ist eine sprachsichere Erzählerin, die mit ihren
Textströmen Geheimnisse webt, deren Auflösung man fiebrig
entgegenliest, nur um schliesslich zu erkennen, dass das Geheimnis
selbst Gegenstand des Erzählens war. Die Rätselhaftigkeit
menschlicher Beziehungen, die Magie des Lebens sind die Themen von
Gnos' poetischer Sprachkunst.
Mit der 18jährigen Karin Krummenacher betritt ein beachtliches
Talent die Schweizer Literaturszene. Ihre Erzählung "Kira und Miro"
lässt zwar da und dort noch etwas Pathos und jugendliche Altklugheit
aufscheinen. Insgesamt jedoch war die Jury verblüfft über Tempo,
Drive und Sprachkraft der vorgelegten Geschichte, welche die
Sinnfindung einer jungen Frau zum Thema hat. Besonders eindrücklich
sind die Kühnheit, mit der sich Krummenacher an eine komplexe Form
wagt, und die Souveränität, mit der sie die dazugehörige Rollenprosa
meistert. Die Jury möchte die junge Autorin mit einem
Anerkennungsbeitrag zur vollen Entfaltung ihres Talents ermuntern.

Kontakt:

Lukas Vogel
Amt für Kultur Nidwalden
Tel. +41/41/618'73'38
E-Mail: Lukas.Vogel@nw.ch

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