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Bundesamt für Statistik

BFS: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz 2002

(ots)

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz 2002 Rückgang der Inlandnachfrage belastet Schweizer Wirtschaft 2002

Nach ersten Hochrechnungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) ist 
das BIP im Jahr 2002 geringfügig gewachsen. Die zögerliche 
Aufwärtstendenz ist hauptsächlich auf einen schwachen Binnenmarkt 
zurückzuführen. Negativentwicklungen verzeichneten insbesondere die 
Finanzinstitute, die Maschinenindustrie und der Tourismus. Einzig 
die Bauinvestitionen erwiesen sich als Stütze für die 
Inlandnachfrage. Das BIP zu laufenden Preisen nahm 2002 gegenüber 
dem Vorjahr um 0,8% zu und belief sich auf 417 Milliarden Franken. 
Die mässige Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus (+0,6%) hatte zur 
Folge, dass das BIP zu konstanten Preisen um 0,2% wuchs und 350 
Milliarden Franken erreichte. 2001 hatte das Plus 0,9% zu konstanten 
Preisen betragen. Die ersten Schätzungen des BIP basieren auf den 
verschiedenen Verwendungsarten sowie auf der Entwicklung der 
Wertschöpfungsentstehung der verschiedenen Sektoren 
(produktionsbasierter Ansatz). Gesteigerte Arbeitsproduktivität dank 
Kostenrationalisierungen Im Sektor der nichtfinanziellen 
Unternehmungen (Produktion von Waren und marktbestimmten 
nichtfinanziellen Dienstleistungen) entwickelte sich die 
Wertschöpfung sowohl zu laufenden als auch zu konstanten Preisen 
positiv. Das Wachstum zu konstanten Preisen ist dadurch entstanden, 
dass die Vorleistungen stärker zurückgegangen sind als der 
Produktionswert. Dies ist auf Kostenrationalisierungen 
zurückzuführen. Zusammen mit einer Zunahme der Erwerbslosigkeit 
führte dies zu Produktivitätsgewinnen in diesem Sektor. Auch dieses 
Jahr verzeichneten die einzelnen Branchen unterschiedliche 
Entwicklungen. Die chemische Industrie, das Baugewerbe, der Handel 
und die Reparatur von Automobilen sowie das Immobilienwesen 
schnitten gut ab. Abschwächungen mussten hingegen die 
Maschinenindustrie, die Herstellung von Metallerzeugnissen, die 
Bekleidungsindustrie sowie die Verkehrsbranche hinnehmen. Trotz 
einer Wachstumsverlangsamung gegenüber 2001 hat sich der Sektor der 
nichtfinanziellen Unternehmungen 2002 erneut als Zugpferd der 
Gesamtwirtschaft erwiesen. Die Finanzinstitute (Nationalbank, 
sonstige Banken, Kreditinstitute, Börsen usw.) spielten 2002 erneut 
eine nicht unbedeutende Rolle für die Konjunkturentwicklung. Der 
Wertschöpfungsschwund von 2001 setzte sich, wenn auch deutlich 
schwächer, fort. Zudem belastete die Abschwächung der 
Emissionstätigkeit, der Börsenkurse sowie des 
Treuhandanlagegeschäfts die Ergebnisse dieses Sektors. Die Banken 
reagierten hierauf mit einer starken Komprimierung ihrer Kosten und 
glichen so den Rückgang ihres Produktionswertes teilweise wieder 
aus. Bei den öffentlichen Haushalten (Bund, Kantone, Gemeinden) 
entwickelten sich die Personalkosten unterschiedlich. Das neue 
Bundespersonalgesetz ermöglichte dem Bund eine bessere Kontrolle der 
Löhne und Einsparungen bei der beruflichen Vorsorge. Die Kantone und 
Gemeinden hatten hingegen eine Steigerung der Personalkosten zu 
gewärtigen. Insgesamt war die Wertschöpfung des Sektors zu 
konstanten Preisen leicht rückläufig. Die Sozialversicherungen 
wiederum vermochten ihre Produktion sowohl zu laufenden als auch zu 
konstanten Preisen merklich zu steigern. Diese Entwicklung erklärt 
sich durch die Zunahme der Erwerbslosigkeit und die damit 
einhergehende Erhöhung der Betriebskosten der 
Arbeitslosenversicherung sowie durch die gleichzeitige Ausweitung 
der laufenden Ausgaben der Ausgleichskassen und der 
Invalidenversicherung. Abschwächung der Inlandnachfrage Die zwei 
Komponenten der Inlandnachfrage – der letzte Verbrauch und die 
Bruttoanlageinvestitionen – gingen 2002 sowohl zu laufenden als auch 
zu konstanten Preisen zurück. Der letzte Verbrauch der privaten 
Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter 
(POoE) im Inland, der mehr als 60% des BIP ausmacht, erhöhte sich 
lediglich um 1,1% zu laufenden Preisen. Dies entspricht einer 
deutlichen Wachstumsverlangsamung gegenüber dem Vorjahr (+2,8%). Zu 
Preisen von 1990 betrug die Steigerung nur gerade 0,4% (Jahr 2001: 
+2,0%). Die Bruttoanlageinvestitionen hatten trotz einer Erholung im 
Bausektor einen deutlichen Rückgang um 4,1% zu konstanten Preisen zu 
gewärtigen. Und zum zweiten aufeinander folgenden Mal erfuhren die 
Ausrüstungsinvestitionen eine Negativentwicklung. Letzter Verbrauch 
der privaten Haushalte verliert an Schwung Mit einer Wachstumsrate 
von 1,5% zu laufenden Preisen und 0,7% zu konstanten Preisen erwies 
sich der letzte Verbrauch der gebietsansässigen privaten Haushalte 
und POoE im Gegensatz zu den vorangehenden Jahren nicht mehr als 
Wachstumsmotor. In dieser geringen Zunahme widerspiegelt sich die 
Verschlechterung des Konsumklimas infolge des Konjunkturabschwungs 
und der trüben Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Unter den 
Konsumfunktionen haben sich die Ausgaben für Gesundheitspflege 
erneut als Wachstumsmotor für den letzten Verbrauch der privaten 
Haushalte erwiesen. Hierbei gilt es zu beachten, dass die privaten 
Haushalte auf diese Ausgabenart nur wenig Einfluss nehmen können. 
Die übrigen Funktionen verzeichneten starke Wachstumsverlangsamungen 
oder Rückgänge. So schwächte sich die Funktion „Nahrungsmittel, 
Getränke und Tabakwaren“, die zahlreiche lebensnotwendige Güter 
enthält, um 0,4% zu konstanten Preisen ab. Dieses erstaunliche Minus 
ist hauptsächlich auf einen Abbau bei den Getränken zurückzuführen. 
Die deutlichsten Ausgabenreduktionen finden sich jedoch in den 
Kategorien Restaurants und Hotels, Reisen sowie 
Finanzdienstleistungen. Öffentliche Bauinvestitionen bremsen 
Talfahrt der Investitionen als Ganzes Bereits 2001 zeichnete sich 
eine deutliche Schrumpfung der Investitionen ab. Das Jahr 2002 
brachte dann noch schlechtere Wachstumsraten. Die 
Bruttoanlageinvestitionen (BAI) schrumpften um 4,8% zu laufenden 
Preisen und um 4,1% zu konstanten Preisen. Die beiden Komponenten 
der BAI – die Ausrüstungs- und die Bauinvestitionen - entwickelten 
sich unterschiedlich. Während die Ausrüstungsinvestitionen die 
Entwicklungsrate der BAI nach unten zogen, gaben die 
Bauinvestitionen (v.a. die öffentlichen) Gegensteuer. Nachdem sie 
bereits 2001 rückläufig gewesen waren, beschleunigten die 
Ausrüstungsinvestitionen ihre Talfahrt 2002. Dadurch ergaben sich 
Negativraten von 10,3% zu laufenden Preisen und 9,3% zu konstanten 
Preisen. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die starke 
Verringerung der Einfuhren von Ausrüstungsgütern während des 
gesamten Berichtsjahres zurückzuführen. Dabei bauten sämtliche 
Kategorien von Ausrüstungsgütern deutlich ab. Am stärksten betroffen 
waren der Maschinenbau, die Herstellung medizinischer Geräte und 
Präzisionsinstrumente, die Automobilindustrie und insbesondere die 
Herstellung von sonstigen Fahrzeugen. Beim letztgenannten Posten 
fällt insbesondere der Einbruch bei der Einfuhr von Flugzeugen ins 
Gewicht. Die Bauinvestitionen, die 2001 zurückgegangen waren, 
kehrten 2002 wieder auf den Wachstumspfad zurück und legten um 1,0% 
zu laufenden Preisen bzw. um 2,1% zu konstanten Preisen zu. Der 
Hochbau gab zu laufenden Preisen leicht nach (-0,3%), steigerte sich 
jedoch zu konstanten Preisen (+0,3%). Die Zunahme ist dem guten 
Geschäftsgang im Tiefbau, insbesondere im Bereich der öffentlichen 
Investitionen, zuzuschreiben. So schlug der Tiefbau mit +5,5% zu 
laufenden Preisen und +8,8% zu konstanten Preisen zu Buche. Die 
positiven Ergebnisse erklären sich durch die umfangreichen Ausgaben 
für die grossen Eisenbahnprojekte (NEAT und Bahn 2000). Erwähnt sei 
schliesslich auch die Abschwächung der Vorratsveränderungen, die zu 
laufenden Preisen weitaus deutlicher ausfiel als zu konstanten 
Preisen. Hierbei spielten starke Preisschwankungen, insbesondere bei 
den Rohstoffvorräten, eine wichtige Rolle. Zunahme des 
Aussenbeitrags wegen Einfuhrrückgang Die internationale 
Konjunkturschwäche belastete 2002 den Aussenhandel der Schweiz 
stark. Zu laufenden Preisen schrumpfte der Warenhandel. Zu Preisen 
von 1990 gingen die Einfuhren zurück, während die Ausfuhren 
expandierten. Dieses ungünstige Umfeld machte sich auch bei den 
Dienstleistungsbranchen bemerkbar, insbesondere im Verkehr und im 
Tourismus. Hinzu kommt die anhaltende Schwäche der weltweiten 
Finanzmärkte, welche das Transaktionsgeschäft der Banken mit der 
übrigen Welt belastete. Trotz allgemeiner Verlangsamungstendenzen 
verbesserte sich die Handelsbilanz 2002 deutlich. Unter 
Ausklammerung des Handels mit Wertsachen wuchs ihr Überschuss von 
1,7 auf 7,3 Milliarden. Dies bedeutet den höchsten Überschuss in der 
Geschichte des schweizerischen Aussenhandels. Dabei gingen die 
Ausfuhren (-1%) deutlich weniger zurück als die Einfuhren (-5,3%). 
Bei den Importen erfuhren die Energieprodukte wegen starker 
Preisabschläge den grössten Rückgang (-16,4%). Je nach Branche zeigt 
sich ein sehr unterschiedliches Bild: Während die chemische 
Industrie 2002 mehr Waren einführte (+3,8%), traten der Maschinenbau 
und der Bereich „Herstellung elektrischer Geräte“ diesbezüglich 
kräftig auf die Bremse (-12,4%). Exportseitig wurde für die 
Ausrüstungen der grösste Rückgang notiert. Nach der massiven 
Verschlechterung seines Saldos 2001 stabilisierte sich der 
Dienstleistungshandel im Berichtsjahr wieder. Deutliche Rückschläge 
sind noch für die Bankkommissionen und die internationalen 
Personentransporte zu vermelden. Im Gegensatz dazu liessen die 
Ausfuhren im Versicherungssektor die Talsohle hinter sich und legten 
wieder zu. Da die Einfuhren stärker zurückgingen als die Ausfuhren, 
verbesserte sich die Dienstleistungsbilanz leicht. Und auch die 
Austauschrelation (Terms of Trade) präsentierte sich besser als vor 
Jahresfrist, da die Preise der eingeführten Güter stärker nachgaben 
als jene der ausgeführten Güter. Für diese Entwicklung sind unter 
anderem Schwankungen bei den Rohstoffpreisen verantwortlich.
Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Die Ergebnisse der 
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) erscheinen zum letzten 
Mal nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher 
Gesamtrechnungen von 1978 (ESVG 78). Dieses System wurde anlässlich 
der grundlegenden Revision des schweizerischen Systems von 1997 
eingeführt, die es der hiesigen VGR erlaubte, sich der statistischen 
Praxis ihrer wichtigsten Partner anzupassen. Die Mitglieder der 
Europäischen Union gingen jedoch 1999 zu einem neuen System über, 
dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen von 
1995 (ESVG 95). Schon von Anfang an galt die Revision von 1997 als 
Zwischenetappe auf dem Weg zur Einführung des ESVG 95 in der 
Schweiz. Die Verbesserung der statistischen Grundlagen sowie der 
gewachsene Erfahrungsschatz der Schweizer VGR erlauben nun die 
Realisierung des eigentlichen Ziels. Die Ergebnisse für die Periode 
1990-2002 nach dem neuen System werden im Dezember dieses Jahres zur 
Verfügung stehen. Sie werden nun wieder vollständig mit den Daten 
unserer wichtigsten Wirtschaftspartner vergleichbar sein, und auch 
die Kompatibilität mit den Daten der Zahlungsbilanz ist 
wiederhergestellt. In den letzten Jahren hatten unterschiedliche 
Buchungsregeln im Rahmen des ESVG 78 und der Zahlungsbilanz zu 
Differenzen bei der Erstellung der Dienstleistungsbilanz geführt. 
Künftig werden die Beträge in den beiden statistischen Quellen 
harmonisiert sein.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst
Auskunft:
Philippe Stauffer, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 
Tel.: 032/713 60 75
Philippe Küttel, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 
Tel.: 032/713 60 67
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS: 
http://www.statistik.admin.ch
1.9.03

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