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Bundesamt für Statistik

Volkszählung 2000 - erste Ergebnisse liegen vor

Neuenburg (ots)

Die eidgenössische Volkszählung 2000 stellt eine
erste Bilanz zur räumlichen und strukturellen Entwicklung der
Bevölkerung vor. In den vergangenen 10 Jahren hat die Bevölkerung der
Schweiz relativ stark um 5,9% zugenommen. Das grösste Wachstum
erfolgte im weiteren Umkreis der Agglomerationen und in den
städtischen Gebieten der Voralpen. Der Grossraum Zürich und die
Zentralschweiz haben besonders von der demografischen Entwicklung
profitiert, während der Espace Mittelland und die Nordwestschweiz nur
wenig wuchsen. Die Sprachenlandschaft der Schweiz hat sich weiter
verändert: 10% der Bevölkerung sprechen heute eine
Nicht-Landessprache als Hauptsprache. Bei den Konfessionen hat die
Zahl der Muslime und die konfessionslosen Personen markant
zugenommen.
Die ersten provisorischen Resultate zur Volkszählung vom 5.
Dezember 2000 zeichnen eine reiche und vielfältige Bilanz der
räumlichen und strukturellen Entwicklung der Bevölkerung in der
Schweiz seit 1990. Die Bevölkerung hat in den vergangenen zehn Jahren
um 5,9 % zugenommen. Trotz einer wirtschaftlich schwierigen Periode
liegt diese Zunahme nur leicht unter derjenigen der Achtzigerjahre
(+8%). Sie liegt allerdings weit unter derjenigen der Fünfzigerjahre
(+15,1%) und Sechzigerjahre (+15,5%). Im Vergleich der EU/EFTA
Staaten war das Bevölkerungswachstum der Schweiz relativ stark: nur
Luxemburg (15%), Liechtenstein (15%), Island (10%), Irland (8%),
Niederlände (6,5%) wiesen ein stärkeres Wachstum auf.
Expansion im Umland der Agglomerationen
Die räumliche Verteilung des Bevölkerungswachstums war seit
Einführung der modernen Volkszählungen im Jahre 1850 noch nie so
homogen. Dennoch zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den
Kantonen, den Grossregionen, den Agglomerationen und den
verschiedenen Gemeindetypen. Gewachsen ist die Bevölkerung vorwiegend
in den ländlichen, an die Agglomerationen angrenzenden Räumen sowie
in den städtischen Gebieten der Voralpen. Eine gegenläufige
Entwicklung erfolgte bei den meisten Stadtzentren und insbesondere in
den Regionen des Juras sowie den Randgebieten von Alpen und Voralpen.
Insgesamt war das Wachstum im ländlichen Raum (9,5%) stärker als in
den städtischen Agglomerationen (5,3%).
Die Verlagerung des Wachstums in Regionen, die von den Zentren
weiter entfernt liegen, lässt auf eine Zunahme des Pendlerverkehrs
und - möglicherweise das erste Mal seit Jahrzehnten - auf eine
Zunahme des für den Arbeitsweg benötigten Zeitaufwandes schliessen.
Seit den Sechzigerjahren hat sich zwar die von den Pendlern
zurückgelegte Distanz erhöht, aber bisher nicht der dafür benötigte
Zeitaufwand.
Einfluss der wirtschaftlichen Entwicklung auf die jährlichen
Veränderungen
Das Bevölkerungswachstum verlief im Laufe des vergangenen
Jahrzehnts aber nicht gleichmässig. Während 1991 die Zuwachsrate
besonders hoch war (+1,3%), beobachtet man eine Verlangsamung des
Wachstums bis 1997 (+0,2%), gefolgt von einem leichten Anstieg bis
2000 (+0,7%). Dieser Verlauf entspricht auch der wirtschaftlichen
Entwicklung in dieser Periode. Wenn zwischen 1991 und 1997 das
Bevölkerungswachstum in den Agglomerationen schwächer war als in den
ländlichen Gebieten, hat sich die Situation seither umgekehrt.
Stärkung der Metropole Zürich
Die Grossregionen Zentralschweiz (10,6%), Genferseeregion (7,0%),
Tessin (6,9%), Ostschweiz (6,5%) und Zürich (6,3%) verzeichneten ein
überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum, während sich die
Nordwestschweiz (4,5%) und der Espace Mittelland (3,7%) deutlich
schwächer entwickelten. In der deutschen Schweiz erlebte die
Metropole Zürich eine erneute Stärkung im Unterschied zu den Regionen
im Einzugsgebiet der Städte Bern und Basel.
Mit Ausnahme von Basel-Stadt (-5,2%) und Glarus (-0,7%) hat die
Bevölkerung in allen Kantonen zwischen 1990 und 2000 zugenommen. 16
Kantone lagen über dem nationalen Mittel von 5,9%: Zug (17,2%),
Schwyz (15,5%), Nidwalden (13,2%), Freiburg (12,7%) und Obwalden
(11,9%) stehen klar an der Spitze, gefolgt von Thurgau (9,6%), Wallis
(8,4%) und Aargau (8,3%). Im Tessin und Graubünden hat sich die
demographische Dynamik im Vergleich zu den Achtzigerjahren ebenfalls
wesentlich beschleunigt. Zu den Kantonen mit schwachem Wachstum
gehörten - neben Basel-Stadt und Glarus: Jura (2,9%), Schaffhausen
(2,8%), Appenzell A.R. (2,7%), Neuchâtel (2,4%), Bern (1,4%) und Uri
(1,4%).
Alterung der Bevölkerung: Verlangsamung aber keine Trendwende
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Alterung der
Bevölkerung zwar vorübergehend verlangsamt. Zwischen 1990 und 2000
ist der Anteil der Kinder praktisch konstant geblieben, da die
Generationen des «Babybooms» der Sechzigerjahre in dieser Periode die
meisten ihrer Kinder hatten. Auch die Einwanderung hat zu einer
deutlichen Verjüngung der Bevölkerung beigetragen. Ferner ist die
Zahl der älteren Personen über 80 relativ stabil geblieben, weil die
zwischen 1915 und 1920 geborenen Generationen weniger zahlreich sind
als ihre Vorfahren.
Für die Zukunft (nach 2005) ist mit einer erneuten Beschleunigung
der demografischen Alterung zu rechnen. Die Bevölkerung im
erwerbsfähigen Alter ist in den 90er Jahren bereits deutlich
gealtert: der Anteil der 20-39jährigen an der Gesamtbevölkerung ging
von 32,3% auf 29,5% zurück, während die 40-59jährigen von 25,5% auf
27,8% zunahmen.
Sprachenvielfalt nimmt weiter zu
Die Migrationen der Neunzigerjahre waren vor allem geprägt durch
die Zuwanderung aus Ländern und Regionen des ehemaligen Yugoslawien.
Die Immigrantinnen und Immigranten verteilten sich dabei sehr
ungleich auf die Regionen der Schweiz: Serben, Kroaten, Mazedonier
und Personen albanischer Sprache konzentrieren sich in der Zentral
und Ostschweiz, Türken in der Nordwestschweiz und Portugiesen in der
französischen Schweiz. Heute sprechen rund 10% der Bevölkerung eine
Nicht-Landessprache als Hauptsprache (1990: 8,9%). Der Trend zur
Sprachenvielfalt hat sich weiter verstärkt.
Wesentlich mehr Personen sprechen heute serbisch, kroatisch,
albanisch, portugiesisch, spanisch, englisch, türkisch, kurdisch als
rätoromanisch, die kleinste der vier Landessprachen. Aber die
Anstrengungen zur Integration tragen ihre Früchte. Die Ergebnisse der
Volkszählung zeigen, dass Ausländerinnen und Ausländer der zweiten
Generation grossmehrheitlich eine der Landessprachen als Hauptsprache
beherrschen.
Zunahme der Muslime und der Personen, die keiner
Religionsgemeinschaft angehören
Die Anzahl der Muslime hat sich seit 1990 vor allem durch die
Zuwanderung aus Kosovo, Bosnien-Herzegowina und der Republik
Mazedonien verdoppelt. Mit über 310'000 Personen (4,5% der gesamten
Bevölkerung) stellen sie heute - sogar unter den Personen mit
schweizerischer Nationalität - die drittgrösste religiöse Gruppierung
dar. Stark zugenommen haben auch die Angehörigen der
christlich-orthodoxen Kirchen (130'000 Personen). Andererseits haben
die traditionellen Landeskirchen weiter an Bedeutung verloren
(römisch-katholisch 44%, protestantisch inkl. Freikirchen 37%). Der
Trend zur Säkularisierung und der Wertewandel haben sich fortgesetzt.
Die Zahl der Personen, welche angeben, dass sie keiner Kirche oder
Religionsgemeinschaft angehören, ist in den Neunzigerjahren von 7,4%
auf 12% angestiegen.
Ein attraktives Auswertungs- und Analyseprogramm
Als einzigartige Erhebung liefert die Volkszählung Informationen
bis hin zu den kleinsten geografischen Räumen der Gemeinden oder
Stadtquartiere. Die Volkszählung ist eine Fundgrube von
Informationen. Ihre Nutzung trägt wesentlich dazu bei, die soziale,
gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes in
ihren regionalen, nationalen und internationalen Dimensionen zu
verstehen. Die Resultate der Volkszählung stehen der gesamten
Bevölkerung zur Verfügung. Für Wirtschaft, Politik, Verwaltung und
Forschung bilden die Daten eine unentbehrliche Planungs- und
Entscheidungshilfe. Um der Nachfrage und dem Potenzial der Daten
gerecht zu werden, hat das Bundesamt für Statistik eine Strategie auf
drei Ebenen vorgesehen:
1. Ein schneller Zugang zu den statistischen Grunddaten und
Spezialauswertungen nach Kundenwünschen.
2. Die Verbreitung von synthetischen und leicht verständlichen
Informationen für ein breites Publikum.
3. Ein wissenschaftliches Analyseprogramm in Zusammenarbeit mit
den regionalen statistischen Ämtern und den Kreisen der Wissenschaft
und Forschung.
Bis im kommenden Sommer liegen die demografischen Daten auf der
Stufe der einzelnen Gemeinden vor. Ende Jahr sind die
Volkszählungsresultate im Detail verfügbar (Arbeitswege und
Pendlerverhalten, Erwerbstätigkeit und Berufe, Ausbildung, Struktur
und Bestand der Wohngebäude, Wohnverhältnisse der Bevölkerung usw.).
Ab 2003 kann die wissenschaftliche Auswertung in Angriff genommen
werden.
Die wichtigsten Neuerungen der Volkszählung 2000
  • Erstmals wurden für 90 % der Bevölkerung die Fragebogen mit Informationen aus den EDV-Registern der Gemeinden vorbedruckt.
  • Die Volkszählung 2000 war eine Übergangszählung. Statt ZählerInneneinsatz lief der Versand und Rückversand der Fragebogen für über 90 % der Bevölkerung via Post.
  • Wer den Fragebogen per Post erhielt, konnte als Europapremiere die statistischen Informationen erstmals auch via Internet abgeben. Gut 4 % der Bevölkerung haben von dieser Lösung - dem «e-census» - Gebrauch gemacht.
  • Zum ersten Mal konnten die Gemeinden ihre Routinearbeiten (Mailmangagement, Mahnwesen usw.) an ein nationales Dienstleistungszentrum delegieren.
Die wichtigsten Zahlen in Kürze
  • Rund 12 Millionen Fragebogen wurden im Dienstleistungszentrum des Bundesamtes für Statistik elektronisch erfasst. Durchschnittlich dauerte die Erfassung pro Fragebogen 20 Sekunden. Diese Arbeit haben 11 Hochleistungsscanner übernommen.
  • Im Rahmen der Volkszählung 2000 wurden insgesamt rund 1,5 Milliarden statistische Merkmale erfasst. So weit wie möglich werden diese Merkmale elektronisch überprüft und allenfalls korrigiert. Ein Teil der Merkmale muss jedoch manuell nachbearbeitet werden.
  • Der spontane Rücklauf der Fragebogen lag weit über den Erwartungen. Über 90 % der Bevölkerung hatte den Fragebogen bereits vor dem Versand der ersten Mahnung zurückgeschickt. Rund 10'000 Fragebogen sind aus verschiedenen Gründen aber immer noch ausstehend.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS
http://www.statistik.admin.ch

Kontakt:

Bundesamt für Statistik
Informationsdienst

Dr. Werner Haug
Vizedirektor des Bundesamtes für Statistik
Tel. +41/32/713'66'85

Claude Gisiger
Bundesamt für Statistik
Leiter «Kommunikation Volkszählung 2000»
Tel. +41/32/713'62'45

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