Alle Storys
Folgen
Keine Story von Eidg. Justiz und Polizei Departement (EJPD) mehr verpassen.

Eidg. Justiz und Polizei Departement (EJPD)

Praxisänderung beim Flüchtlingsbegriff: Diskussion im Gang, Entscheid noch offen

Bern (ots)

Eine Ausweitung des Flüchtlingsbegriffs auf Opfer
nichtstaatlicher Verfolgung wird zurzeit im Bundesamt für Flüchtlinge
(BFF) geprüft. Ein Entscheid liegt jedoch, wie der Bundesrat am
Mittwoch in Beantwortung einer Dringlichen Einfachen Anfrage von
Nationalrätin Trix Heberlein festhält, im BFF noch nicht vor.
Entschieden wird - nach einer ausführlichen Analyse der Rechtslage
und der möglichen Konsequenzen - erst nach Absprache mit dem
Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement.
Asyl wird nach gängiger Praxis Personen gewährt, die wegen ihrer
Rasse, Religion, Nationalität, politischen Uebzeugung oder sozialen
Zugehörigkeit Verfolgungen ausgesetzt sind (Art. 3 des Asylgesetzes).
Die schweizerischen Verwaltungs- und Gerichtsbehörden vertraten
bisher die Auffassung, eine Verfolgung sei nur dann Voraussetzung für
die Gewährung des Flüchtlingsstatus, wenn sie von einem Staat ausgehe
(Zurechenbarkeitstheorie).
Weil diese klassische Flüchtlingsdefinition den heutigen
Konfliktformen oft nicht entspricht, hat das Uno-Hochkommissariat für
Flüchtlinge (UNHCR) darauf hingewiesen, dass aufgrund der
Flüchtlingskonvention von 1951 den Verfolgten, unabhängig davon, wer
die Verfolgung ausübt, Schutz gewährt werden müsse. Wesentlich sei,
dass der Staat den Betroffenen keinen Schutz gewähren könne oder
wolle (Schutztheorie). Dieser Ansicht haben sich die meisten
Unterzeichnerstaaten der Konvention angeschlossen, u.a. alle
westeuropäischen Staaten mit Ausnahme von Deutschland sowie,
teilweise, von Frankreich und Italien.
Ein Wechsel von der Zurechenbarkeits- zur Schutztheorie hätte zur
Folge, dass  verfolgte Personen in der Schweiz auch dann als
Flüchtlinge anerkannt werden könnten, wenn für die Verfolgung nicht
der Herkunftsstaat verantwortlich zu machen ist. Bisher kam in
solchen Fällen - z.B. während der Bosnien- und Kosovo-Konflikte - im
Normalfall nur eine vorläufige Aufnahme in Frage.

Kontakt:

Viktor Schlumpf, Info-Dienst EJPD, +41 31 322 55 94

Weitere Storys: Eidg. Justiz und Polizei Departement (EJPD)
Weitere Storys: Eidg. Justiz und Polizei Departement (EJPD)
  • 30.05.2001 – 12:21

    Gegen missbräuchliche Asylgesuche und Täuschung der Behörden durch Scheinehen

    Der Bundesrat stimmt der Parlamentarischen Initiative Hess zu Bern (ots) - Der Bundesrat hat am Mittwoch dem Vorschlag der Staatspolitischen Kommission des Ständerates für eine Teilrevision des Bundesgesetzes über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer (ANAG) zugestimmt. Die Revision sieht die Aufnahme eines neuen Vorbereitungshaftgrundes und eines neuen ...

  • 23.05.2001 – 17:12

    Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold trifft EU-Kommissar Antonio Vitorino

    Brüssel/Bern (ots) - Die Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes, Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold, hat am Mittwoch in Brüssel Antonio Vitorino, EU-Kommissar für Justiz und Inneres, getroffen. Gegenstand des Treffens war die Besprechung der Perspektiven für eine künftige Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der Europäischen Union ...